Meer

"Wir haben uns vertragen" stellte ich klar. "Ich nehm ihm nur noch etwas übel..." fügte ich hinzu, ging aber nicht genauer darauf ein. Das ging die beiden nicht wirklich etwas an, aber einfach vergessen konnte ich die Sache auch nicht. Ich hoffte trotzdem das wir bald ankommen würden...bevor ich auf die Idee kam anderweitig von diesem Schiff runter zu kommen. 

Geisterhändler
Ich lauschte kurz dem Krächzen von Moe, nickte dann und begab mich vom Aussichtspunkt runter zum Steuerrad um alles dafür bereit zu machen das wir bald in den Hafen von Alcynoeum einfahren würden.

Ich schwieg, hielt es jedoch nicht für sehr förderlich, das die beiden immer noch leicht ankeiften. Das die ganze Geschichte uns nichts anging, war mir auch schon klar geworden, weshalb ich auch in Zukunft kein Wort darüber verlieren würde, wenn ich nicht selbst gefragt werden würde.
Erst jetzt bemerkte ich wie der Geisterhändler auftauchte und sich ans Steuerrad "setzte".
Vorsicht stupste ich Melissa neben mir an: "Wollen wir uns ein bisschen die Beine vertreten?" Gut es war ein Schiff, aber auch recht groß für diese Verhältnisse. Grund, das ich mit ihr allein sein wollte war jedoch ein anderer.

Ich nickte auf Valis Frage hin, stand auch auf und hielt ihr meine Hand hin. Den Geisterhändler hatte ich bereits bemerkt, aber da er uns nicht wirklich begrüßt hatte, tat ich es auch nicht, sondern ging mit Vali ein paar Schritte und stellte mich schließlich so hin, dass die anderen uns nicht mehr sehen konnten. "Worüber willst du reden?", fragte ich lächelnd, denn mir war klar, dass sie keinesfalls alleine mit mir sein wollte, um sich bisschen die Beine zu vertreten.

Ich seufzte aber sagte nichts mehr dazu, sondern widmete mich ganz der Meditation. Der Geisterhändler nahm wie gewohnt seinen Platz am Steuerrad ein und zwei Mädchen lösten sich von unserer kleinen Runde, um sich ein wenig die Beine zu vertreten. Wahrscheinlich handelte es sich um Valica und Melissa, aber ich konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen, weshalb ich einen kurzen Blick riskierte. Und tatsächlich war nur noch Scat hier. “Machst du dir Sorgen?“, fragte ich beiläufig, denn sie schien mir etwas unruhig zu sein, als wollte sie wirklich so schnell wie möglich dieses Schiff verlassen. Soweit ich wusste konnte der Geisterhändler ihre Kraft beeinflussen, so wie er es mit meiner konnte, aber Scat hatte schon mal eine solche Blockade durchbrochen.

"Du weist wie ich zu Wasser stehe..." antwortete ich auf Kenjis Nachfragen hin und setzte mich neben ihn, spielte mit dem Medaillon von ihm. "Ich mag es einfach nicht auf Schiffen oder Wasser zu sein... und ich hab auch keine Lust was an meiner Angst zu ändern..." meinte ich halb zu mir selbst auch wenn er das sicher schon wusste.

Ich zögerte kurz, sie hatte recht schnell festgestellt, dass ich nicht einfach nur herumlaufen wollte, aber gut, ich hielt sie schon von Anfang an für intelligent, dies bestätigte mir es nur noch.
"Naja...es ist schwer zu erklären. Ich trau dir am meisten aus unserer Gruppe und weiß nicht was die anderen dazu sagen würden..." Ich holte einmal tief Luft.
"Ich hatte so einen...komischen Traum...aber er war so lebendig und realistisch...genau wie das hier alles..." meinte ich und lehte mich näher an die Reling, eher ich fortfuhr:
"Ich war bei einem Autounfall dabei, das Auto brannte und ein Kind stieg aus und ich hatte das große Gefühl dies Kind zu kennen, als wäre ich das...ich bin total verwirrt davon..."
Es war so realistisch...zweifelte nicht daran das es echt war, nur wusste ich nicht wie ich diese "Vision" deuten sollte.

Also hatte ich doch recht gehabt, ich hatte ja gemerkt, dass irgendetwas nicht stimmt. "Was macht dich so sicher, dass das nicht DU warst?", fragte ich leise, schließlich wusste ich so gut wie nichts über sie und ihre Vergangenheit. Ihr Traum hatte mich jedoch an meinen eigenen Unfall erinnert, wobei ich das auch nur aus Erzählungen wusste, da ich eine Amnesie erlitten hatte.

Ich richtete mich auf und vergass vorerst die Meditation, denn alles hatte seine Priorität. Ich nahm Scat vorsichtig in den Arm und drückte sie leicht an mich, ehe ich ihr sanft durch die Haare strich. Ich wollte es diesmal nicht mit Worten versuchen, denn oftmals machte ich es dadurch nur schlimmer, sondern half ihr rein durch die Geste, indem ich sie einfach festhielt. Stattdessen betrachtet ich wie sie mein Anhänger und ich vernahm sogar leichte Spuren meiner eigenen Magie und etwas selbständiges, was jedoch eng mit mir verbunden war. “Was das wohl zu bedeuten hat…“, murmelte ich leise vor mich hin.

Ich lehnte mich an Kenji, war einfach froh darüber das er da war und wir mal einen Moment für uns hatten. So sehr ich auch noch sauer war, ich hatte ihn ja doch ziemlich gerne und wollte ihn auch um keinen Preis verlieren. "Was was zu bedeuten hat?" fragte ich dann auf sein Murmeln hin.

"Soweit ich mich erinnern kann, hatte ich nie einen Unfall und meine Eltern haben mir nie von sowas erzählt..." erklärte ich. Sicher konnte ich mir nicht sein...aber es war doch logischer das es nur ein Traum war, als das mich meine Eltern ein Leben lang belogen haben? Oder etwa nicht? Ich war komplett verwirrt...sank die Reling auf den Boden und musste erst mal ausatmen.
"Ich weiß echt nicht weiter..." flüsterte ich leise, mehr zu mir selbst.

"versteh das bitte nicht falsch, aber Erinnerungen können trügen...vielleicht hast du dein Gedächtnis verloren und weil man dir immer wieder die selbe Geschichte einredete, hast du schließlich begonnen, es für die Wahrheit zu halten..", meinte ich vorsichtig, während ich mich zu ihr setzte. Ich selbst hatte das schon in Betracht bezogen, doch ich hatte Zeitungsartikel gelsesen, welche alles genau wiedergaben, es konnte also gar keine Lüge sein.

“Nichts, ich hab nur laut gedacht. Seit ich hier auf dem Schiff bin, haben sich meine Kräfte verbessert und ich nehme magische Dinge war, die mir Früher nie aufgefallen sind. Aber noch verstehe ich den Zusammenhang nicht.“, meinte ich nur und wandte mich ihr zu, der Anhänger kann meinetwegen warten, denn früher oder später werde ich den Sinn sicher verstehen. “Wenn man nur zuhört lernt man viel Neues“, schmunzelte ich und gab ihr einen leichten Kuss.

Ich nickte auf seine Ausführung hin nur. "Ich bin auch besser geworden..ich kann locker zwei Leute mitnehmen und wenn ich noch öfter jumpe wird das immer besser. Aber ich würde lieber öfter Welten wechseln um das zu üben..." meinte ich. "Wer zuhören will muss still sein..." zitierte ich einen Spruch aus einem Buch in dem es auch um Magie ging.

Ich zögerte etwas...und wenn sie recht hatte? Dann war mein Leben bisher eine einzige Lüge? Ich glaub nun schon ehrlich dran, allein weil mein Leben sowieso noch nie wirklich gut verlief.
"Ich weiß es nicht...und Vermutungen helfen mir auch nicht weiter. Ich brach Gewissheit..."
Zeitungsartikel würde ich wohl kaum mehr welche finden, vorallem nicht hier in der Traumwelt, aber ich wollte nur ungern wieder zurück in die alte Welt, wusste ich ja nicht mal wie ich dahin kam.

"Und wie willst du diese Gewissheit bekommen? Beziehungsweise, woher?", fragte ich. Ich hatte keinesfalls die Absicht, ihr das schlecht zu reden, doch sie sollte sich zumindest klar darüber sein, dass es schwer werden würde, etwas über ihre Vergangenheit herauszufinden. Hier in dieser Welt war das Vorhaben vermutlich sowieso zum Scheitern verurteilt und ob sie zurück in unsere normale Welt wollte, war wieder eine andere Sache.

“Hmm, du willst also ganze Welten wechseln, aber im Moment befinden wir uns dafür in einer ziemlich ungünstigen Situation, meinst du nicht auch? Jedenfalls wenn dieser seltsame Krieg vorüber ist und wir endlich wieder unsere Ruhe haben, können wir ja wieder die Insel Fortuna besuchen oder natürlich mal eine Wüste besuchen, das wäre bestimmt auch interessant.“, meinte ich und hielt sie weiter im Arm.

"Wer hat gesagt das ich dich mitnehme?" meinte ich scherzhaft und schmunzelte. "Du gehst doch so leicht verloren" Beim letzten Mal hatte er ja noch Glück gehabt und war nicht soo weit weg gelandet, aber wer weiß schon wie es das nächste Mal sein würde? "Ich mag Krieg nicht...das ist wie Streit und bringt nur Ärger..." murmelte ich. Und dem Kämpfen war ich auch nicht unbedingt zugeneigt.

"Das ist die Frage die mich verzweifeln lässt..." gab ich zurück und schaute betrübt zu Boden. Meine Stimmung war grad wirklich im Keller und Melissa war mir wirklich keine allzu große Hilfe, auch wenn ich froh war mit ihr mein Problem teilen zu dürfen...wenn gleich ich sie damit gar nicht belasten wollte.
"Naja was bringt es schon groß weiter drüber nach zu denken...ich leb im jetzt und nicht in der Vergangenheit" Es war vielleicht etwas übertrieben, aber ich wollte zumindest so sein. Mein altes Leben war müll und ich hoffte in dieser Welt einen neu Anfang zu erleben, frei von meinen früheren Sorgen.

"Lass dich dadurch nicht verrückt machen...wenn du es herausfinden sollst, wirst du es schon herausfinden und wenn nicht, dann halt nicht...aber solange wir hier sind, würde ich mir keine großen Gedanken darüber machen, du wirst eh keine Antwort finden und daran dann vielleicht kaputt gehen..", klar, das klang ziemlich hart, aber es war durchaus möglich, dass sie sich in eine, von Amfang an zum scheitern verurteilte, Sache hineinsteigerte und da womöglich nicht mehr rauskam. Ich hatte keine Ahnung, ob ich ihr damit helfen konnte oder sie dadurch nur noch bedrückter wurde, weswegen ich sie leicht besorgt ansah.

“Irgendjemand muss ja mitkommen, der deinen waghalsigen Unternehmungen ins Ungewisse folgt und wer wäre da besser geeignet als ich?“, meinte ich und erwiderte ihr Lächeln. “Ich bin da auf etwas Interessantes gestossen.“, begann ich, um ihre bedrückte Miene etwas aufzuheitern, “Bevor mich der Geisterhändler vom sinkenden Kon-Tiki rettete, kreuzte ich die Klingen mit King Kong. Ein tropischer Sturm spülte uns vom Strand ins Meer hinaus. Wir schlugen uns zwar trotzdem noch eine Weile die Köpfe ein, bis uns die Wassermassen endgültig voneinander trennten, aber das ist nicht so wichtig. Als ich eben so orientierungslos im Wasser schwamm, nicht mehr wusste was Norden und was Süden war und langsam aber sicher unterging, kam aus deiner Glaskugel ein weisses Geschöpf zum Vorschein, das mir dann schliesslich den Weg zurück zum Schiff zeigte, seltsam findest du nicht auch?“

"Ein weiterer Weltenwanderer vielleicht?" konterte ich. Irgendwo hoffte ich doch noch jemanden zu treffen der dieselbe Gabe hatte, allein weil mir keiner helfen konnte irgendwas zu lernen. Dann hörte ich erstmal seiner Erzählung zu, zuckte aber nur leicht mit den Schultern. "Keine Ahnung wer oder was das war...aber aus deinem Amulett ist als wir drei fast erfroren wären auch was gekommen, ein kleiner Fuchs der ziemlich Wärme abgestrahlt hat..." erzählte ich von meinem Erlebnis.

Geisterhändler

Während die Kinder noch redeten steuerte ich das Schiff sicher auf Alcynoeum zu und in den Hafen.

tbc: Alcynoeum

"Vermutlich hast du recht..." erklärte ich leise. Ihre Worte gaben mir zu denken und ließen meine Hoffnung noch mehr schwinden jemals meine richtige Existenz herauszufinden. Würden sie mich denn wirklich so sehr anlügen? Es klang so unreal und für Melissa schien es das Verständlichste der Welt zu sein. Zögerlich stand ich wieder auf, als ich kurz zur Seite geschaut hatte und den Hafen bemerkte auf den wir zu steuerten, denn der Nebel, welcher das Schiff umgab hatte sich etwas gelöst, vielleicht auch nur zufällig. "Ich schätze mal wir sind da..."

tbc: Alcynoeum

Als Vali aufstand, tat ich es ihr gleich und sah mich kurz um, scheinbar hatte das Schiff sein Ziel erreicht. Wenngleich der Nebel teilweise noch ziemlich dicht war, konnte man doch schon einiges von der Stadt erkennen. Fasziniert betrachtete ich die hohen Gebäude und nickte nur geistesabwesend auf Valis Kommentar hin, ehe ich sie an der Hand nahm und zurück zu den anderen beiden zog.

tbc: Alcynoeum

“Er sagt, dass ein anderer Weltenwanderer dafür genug Mut aufbringt? Dir zu folgen bringt schon einige Risiken mit, weißt du?“, gab ich darauf als Antwort, denn eigentlich sind wir nur so tief in die Geheimnisse Fortunas gedrungen, weil sie es wissen wollte und ich den Nervenkitzel gesucht hatte, dabei hätten wir auch umkommen können, wenn das Glück nicht auf unserer Seite gewesen wäre. “Interessant…dann ist wohl dieses Fuchsungeheure, das was ich aus dem Amulett wahrnehme und mit meiner Kraft verbunden ist. Mal sehen was sich daraus noch entwickeln wird.“, meinte ich und blickte auf, als ich etwas am Rande bemerkte, “Du kannst dich glücklich schätzen, scheinbar sind wir angekommen, zumindest sehe ich Umrisse von Gebäude im Nebel.“ Ich stand auf und half ihr dann ebenfalls aufzustehen. Danach lehnte ich mich an die Reling, um einen besseren Blick auf die Stadt Alcynoeum zu haben, die ja anscheinend auf einem Seestern erbaut sein sollte, zumindest die Gebäuden waren teilweise sehr seltsam erbaut.

tbc: Alcynoeum