Limit - Spiel um dein Leben

Ich nickte leicht, hatte immer noch diesen glasigen Blick, doch er überzeugte mich immerhin davon zu sich zu gehen. Der Weg dahin war kalt und nass, aber letztendlich kamen wir an. Ich hatte total verschwommende Augen also sah ich nicht ob Chang den Brief fand oder nicht, vielleicht hatte er ihn ja auch schon gesehen? Jedenfalls kamen wir in sein Haus und entschuldigend schaute ich ihn an als das ganze Wasser von meiner Kleidung auf den Fußboden tropfte.

Ich fuhr langsam, konnte Mikus Hand ja nicht halten wenn ich den Rollstuhl fahren musste achtete aber darauf sie nicht aus den Augen zu verlieren. In den Briefkasten schaute ich gar nicht rein, sie war jetzt wichtiger. Das sie entschuldigend schaute weil sie auf den Boden tropfte merkte ich und lächelte ihr sanft zu. "Komm setzt dich ins Wohnzimmer...ich hol dir ein Handtuch, ja? Und ein paar von meinen Sachen müssten dir auch passen..." sagte ich und begann gleich das zu tun. Meine Sachen und der Rollstuhl waren auch recht nass, weswegen ich mir nur schnell was trockenes drüber zog und ihn grob abwischte. Ich brachte Miku die Sachen die sie anziehen konnte, ein Handtuch und auch eine Decke, ließ ihr dann erstmal Zeit sich umzuziehen und machte warmen Kakao, bestellte die Pizza. Dann brachte ich den Kakao rüber und setzte mich zu ihr.

Ich zog mich um, trockenete vorher noch mit dem Handtuch meinen Körper, und auch wenn ich nicht blendend in seinen Sachen aussah, so war es wenigstens warm und trocken. Dann setzte ich mich hin und nahm dankend den warmen Kakao entgegen, wärmte meine Hände dagegen und trank einige Schlucke, es tat wirklich gut, auch das er sich neben mir setzte. Die Decke tat sein übriges.
"Danke, das du dich um mich kümmerst...ich hab das doch gar nicht verdient" redete ich mir ein während ich einen weiteren großen Schluck zu mir nahm.

"Doch das hast du. Voll und ganz." erklärte ich mit fester Stimme um sie auch wirklich davon zu überzeugen und trank ebenfalls von dem Kakao. Etwa eine Viertelstunde in der wir einfach nur beieinander saßen und uns aufwärmten klingelte es an der Tür. "Gehst du bitte? Ist sicher die Pizza..das Geld liegt auf dem Schränkchen neben der Tür." bat ich sie und wies ein bisschen hilflos auf den immer noch nassen Rollstuhl in den ich auch erst wieder würde reinkommen müssen.

Ich war froh das er so dachte, auch wenn ich es beim besten Willen nicht nachvollziehen konnte.
Als es dann jedoch klingelte, nickte ich leicht und versuchte kurz ein Lächeln abzudrücken. Ich öffnete die Tür, begrüßte den Boten, nahm zwei Pappschateln entgegen und bezahlte. Dann schloss ich die Tür wieder, ging in die Küche, um mit ein Pizzaschneider zu besorgen und kehrte anschließend zurück ins Wohnzimmer, wo ich eine Schatel vor Chang und eine auf meinen Platz legte, ehe ich mich wieder hinsetzte.

Ich lächelte ihr zu als sie wieder kam. "Danke...ich hab einfach mal Salami bestellt, ich hoffe du magst das" Wir kannten uns ja noch nicht so genau das jeder wusste was der andere am liebsten hatte, aber mit Salamipizza lag man eigentlich nie falsch. "Wenn du willst kannst du heut nacht wieder hier schlafen... falls du Jan erstmal aus dem Weg gehen möchtest" erklärte ich ihr vorsichtig. Jetzt wo sie endlich hier war wollte ich sie wirklich nicht verletzen.

Ich nickte als er meinte er hätte Salami bestellt. Ich hatte da wirklich nichts gegen, es schmeckte mir.
"Das ist sehr nett von dir..." meinte ich dann als er meinte ich könne bei ihm übernachten, trotz das ich sein Angebot so unverschämt das letzte Mal abgelehnt hatte.
Ich aß meine Pizza vorsichtig, langsam und genüsslich, die Wärme tat genau wie der Kakao meinem Körper richtig gut.

Ich lächelte sie an und aß dann auch erst mal meine Pizza, danach räumte ich auf und brachte ihr noch ein Kissen rüber. "Hier...ich geh jetzt ins Bett, ja? Wenn irgendwas ist kannst du jederzeit rüber kommen und mich auch wecken" erklärte ich Miku, meinte das auch durch aus erst. Dann wünschte ich ihr noch Gut Nacht und verschwand in mein Zimmer, die Tür ließ ich wieder nur angelehnt. Selbst wenn sie mich wegen Alpträumen mitten in der Nacht weckte würde ich immer noch für sie da sein.

Ich nickte leicht und legte mich dann hin, die Nacht würde sicher nicht angenehm werden und so kam es dann auch. Schreckliche Alpträume, bilder aus meiner Vergangenheit schwirrten mir immer wieder durch den Geist. Irgendwann schreckte ich dann wieder hoch und zögerte, es war noch nicht viel Zeit vergangen, aber es käme mir leicht peinlich vor wenn ich...nunja. Ich stand auf und klopfte sanft an seiner Tür.
"Kann ich vielleicht bei dir im Zimmer schlafen?" fragte ich und zitterte am Ganzen Körper, die Alpträume waren so real und ohne Nähe zu jemand anderes hielt ich es vermutlich gar nicht aus.

Ich hatte mich bereits hingelegt und war schon am wegdämmern als Miku klopfte und rein kam. "Klar.." murmelte ich nur verschlafen auf ihre Frage hin und rutschte näher zur Wand. "Hier ist noch genug Platz für dich" meinte ich nur, mein Bett war groß genug für zwei auch wenn das eigentlich war damit ich leichter aus dem Rollstuhl rein und wieder raus kam. Sie müde anblinzelnd schaute ich zu ihr. "Alpträume?"

Ich nickte leicht, meines ganzes Leben war ein Alptraum, außer diese Momente mit Chang ohne die ich nun wirklich nicht leben wollte.
Ich legte mich zu ihm ins Bett, mit ausreichend abstand, immerhin wollte ich in nicht aus seinem eigenen Bett verdrängen und schloss dann verschlafen die Augen. Mir war nicht wirklich nach Schlaf, aber mein Körper verlangte danach und damit schloss ich dann auch schon die Augen.

Ich wusste zwar nicht genau wovon sie Alpträume hatte, fragte aber auch nicht das würde es wohl nur schlimmer machen. Vorsichtig legte ich die Decke mit über sie, wollte ihr nicht zu nahe treten begann dann aber doch ihr sie sanft zu streicheln bis ich sicher war das sie ruhig schlief, dann schlief auch ich langsam ein. Zwar war zwischen uns etwas Abstand aber ich war ihr doch nah genug das sie spüren sollte das ich bei ihr war.

Die restliche Nacht war wieder Alptraum geplagt, ich hatte förmlich Angst morgen in die Schule gehen zu müssen, alleine, ohne Chang und Jan war immer noch sauer auf mich, die Lehrerin würde mich vermutlich wieder anschreien weil ich die Hausaufgaben nicht gemacht hatte und vieles mehr was ich mir vorstellen konnte.
Am nächsten Tag wachte ich auf, das letzte fünftel der Nacht hatte ich zumindest Alptraumfrei überstehen können. Vorsichtig schaute ich auf den Wecker, der wieder mal eine viel zu frühe Zeit anzeigte. Ich stand dennoch auf, machte mich auf den Weg nach oben in meine Wohnung, wo ich dann schnell duschte und mich wieder für die Schule fertig machte, ehe ich für uns beide Frühstück machte. Ich wusste nicht ob ich Chang wecken sollte, dennoch brachte ich es erst mal zurück in seine Wohnung.

Ich merkte kaum das Miku weiter Alpträume hatte, wachte aber am Morgen auf als sie aufstand und hoch ging. Noch müde rappelte ich mich auf und trank erstmal eine Tasse Kaffee damit ich ansprechbar war sollte sie wieder kommen. Das tat sie dann ja auch und ich lächelte sie leicht an schaute dann aber eher besorgt. "Du siehst nicht gut aus...willst du nicht lieber heute daheim bleiben?" fragte ich vorsichtig. Den Tag Ruhe würde ich ihr wirklich gönnen.

"Ich kann nicht...ich muss für meinen Abschluss noch ziemlich viel nachholen, wenn ich den nicht kriege wäre meine ganze Zukunft auch noch ruiniert."
Ein Tag Ruhe wäre schon schön gewesen, aber ich hatte wirklich noch viel aufzuarbeiten und ich wollte Chang schließlich auch nicht damit beanspruchen, er hatte sicher wichtigeres zu tun.
Ich deckte alles zusammen und setzte mich dann hin, frühstückte meinen Teil und forderte Chang mit einem ihm zugedachten Blick auf ebenfalls Platz zunehmen und zu essen.

"Hetzt dich nicht damit..dann wird es nur schlechter. Halt einfach im Hinterkopf das du das Jahr auch noch wieder holen kannst. Und wenn du Probleme hast kannst du jederzeit zu mir kommen." Ihrer Aufforderung an den Tisch zu kommen und zu frühstücken kam ich sogleich nach und bedankte mich auch dafür das sie das Essen gemacht hat. "Wenn du willst komm ich mit und wart vor der Schule auf dich.." bot ich ihr noch an, reingehen konnte ich zwar nicht einfach so aber zumindest das konnte ich tun.

Das Jahr wiederholen? Ich schüttelte den Kopf, niemals wollte ich das letzte Stück Zuneigung meiner Pflegeeltern auch noch verlieren, sie hatten einen hohen Drang dazu das ich einen guten Abschluss schaffen sollte und was würde ich tun wenn sie mich hassten?
Mehr bedrückt als sonst was nickte ich nur auf sein Angebot hin das er mitkommen wollte. Ich konnte ihn ja schlecht zwingen, aber scheinbar hatte er meinen Brief doch noch nicht gelesen, ich wollte eigentlich das er in meine Klasse kam, ohne ihn war der Unterricht einfach nur mürbe und erdrückend.

Ich legte Miku eine Hand auf die Schulter als sie nur den Kopf schüttelte. "Hey, du musst das Jahr nicht wiederholen...so schlecht sind deine Noten doch nicht. Ich helf dir und mit Jan verträgst du dich bestimmt auch wieder" versuchte ich sie aufzumuntern. Das sie darüber bedrückt war das ich nicht mit ihr in die Schule ging konnte ich irgendwo nachvollziehen, aber ich konnte nicht einfach in eine Klasse reinkommen nachdem ich beschlossen hatte lieber daheim zu lernen. Den Brief hatte ich noch nicht entdeckt, hatte ganz vergessen an den Briefkasten zu gehen. Nach dem Frühstück machten wir uns fertig und brachen dann zur Schule auf.

Klar waren meine Noten nicht schlecht, aber Mathe war nun mal ein Hauptfach, hätte ich da eine 5 oder 6 bekäme ich meinen Abschluss nicht. Mehr pessimistisch als optimistisch schaute ich zu Chang und folgte ihm dann nach dem Essen zur Schule. Da er immer noch drauf bestand draußen zu warten ging ich alleine rein und Blickte jede Stunde nur abwesend aus dem Fenster, Jan fehlte, vermutlich wegen mir das war mir klar. Wie schon erwartet schrie mich die Lehrerin in Grund und Boden, ehe sie meinte ich sollte den Unterricht verlassen. Den Rest der Stunde hockte ich nur zusammengekauert auf den Boden vor der Tür und erst beim Klingeln zur Pause ging ich in Changs Richtung, unmotiviert und komplett verzweifelt.

Ich hatte die ganze Zeit im Park gegenüber der Schule gesessen und gezeichnet, kam aber gleich rüber als ich Miku sichtlich bedrückt raus kommen sah. "Hey...alles in Ordnung?" fragte ich sie vorsichtig, wusste ja nicht was im Unterricht vorgefallen war. Eigentlich hatte ich erwartet das es nach der Nachhilfe besser klappte, aber ihr schien es wegen Jan immer noch nicht so gut zu gehen.

"Gar nichts ist gut...ich wurde heut aus dem Unterricht rausgeworfen..ich hasse die Schule...ich hasse einfach mein ganzes Leben!!" meinte ich zu ihm und setzte mich verzweifelt neben ihm. Was war das nur für eine grausame Welt in der wir lebten?? Außer Chang kümmerte sich im Moment niemand darum was aus mir werden würde.

"Warum das denn?" fragte ich vorsichtig und legte einen Arm um sie. Ganz in den Arm nehmen konnte ich sie nicht, da würde ich nur aus dem Rollstuhl fallen und die Bank war so blöd konstruiert das ich nicht mal rüber rutschen konnte. "Und sag nicht das du dein ganzes Leben hasst...das wird schon wieder gut, glaub mir.." versuchte ich sie zu trösten.

"Ich weiß es doch auch nicht..." wimmerte ich und schluchzend bildeten sich die ersten Tränen in meinen Augen und trotz seiner tröstenen Gesten und Worten, ging es mir einfach nur schlecht. Er hatte ja immer noch nicht meinen Brief gelesen, aber das Meiste wusste er jetzt ja eh schon.
"Was hab ich denn schon gutes im Leben erreicht? Ich hab keine richtigen Eltern, bin schlecht in der Schule, hab keine Freunde und dann war da auch noch Limit was mir alles kaputt gemacht hat...!"

"Miku..." meinte ich nur leise, hielt ihre Hand fest und schaute sie an. "Dein Leben hat doch gerade erst angefangen Liebes...ich hab auch keine Eltern mehr und bei der Schule helf ich dir, versprochen..." Sanft strich ich ihr über die Wange "Und du hast Freunde...mich und Jan auch. Keiner lässt dich alleine und das mit Limit ist zwar blöd aber es wird bestimmt nicht noch mal passieren." 

"Dann komm wieder zu mir in die Klasse...ohne dich...bin ich einfach unkonzentriert" Ich wollte nicht erwähnen, das wenn er wirklich mein Freund war es annehmen würde, aber ich hatte das Gefühl das er es nicht machen würde, er hatte sich doch schon seit längerem entschieden. Was Limit anging, klar solang ich nicht spielen würde, würde es wirklich nie wieder passieren, dennoch war es ein großer Einschnitt in meinem Leben.