Limit - Spiel um dein Leben

Was würde meine Familie schon groß sagen? Es interessierte sie doch eh nicht wirklich was mit mir war, einmal in der Woche durfte ich mit ihnen telefonieren, aber mehr als "hast du dies...hast du das gemacht" konnte ich selbst da nicht erwarten. Ein "Ich liebe dich" hab ich noch nie von meinen Eltern gehört, auch wenn sie mich liebten, sie konnten es meistens nur in Form von Geschenken zeigen.
"Entscheide du..." ...denn ich selbst bin dazu nicht fähig fügte ich hinzu und wartete etwas ab, froh wenigstens nicht alleine zu sein.

"Ich würd sagen wir rüsten erstmal unser Ausrüstung auf und schauen nach einem Schlafplatz..wenn das Geld nicht reicht nehmen wir uns halt ein paar einfach Monster im ersten Gebiet vor, das sollte reichen. Jedenfalls kein Risiko eingehen...aufpassen das uns nichts passiert." erklärte ich meine Gedanken. Ich stand auf und orientierte mich kurz, dann hielt ich Miku die Hand hin und lächelte. "Na komm. Wir mögen hier gefangen sein, aber diese Welt hat auch schöne Seiten." versuchte ich sie aufzumuntern. Zum Glück war das hier keine Welt wo man nur kämpfen musste..man konnte auch ein friedliches "Leben" in den Städten führen.

Ich nickte leicht, auch wenn ich nicht glaubte das ich es hier lange aushalten würde.
"Alles klar..." meinte ich nur kurz angebunden und stand auf, Shenlong folgend.
Nachdem ich meine Ausrüstung so hoch wie möglich gepusht hatte, suchten wir uns ein kleines Lokal wo man sich günstig ein Zimmer mieten konnte. Eine Mahlzeit gabs sogar gratis oben drauf. Kleine Trost im Gegensatz zu den vergangenen Stunden.

Ich tat ebenfalls wie Miku meine Ausrüstung sogut es ging verbessern und legte dabei vor allem Wert auf Schutz und Verteidigung. Es würde hier wohl weniger um kämpfen gehen, zumindest von meiner Seite aus, eher ums Überleben. Mein Geld wollte ich soweit es ging sparen, deshalb schlug ich vor das wir beide uns ein Zimmer teilten. Nicht das ich irgendwas mit ihr vorhatte, Gott bewahre, ich wollte wirklich nur Geld sparen..und ich mochte sie und wollte sie in so einer Situation nicht allein lassen.

Ich nickte leicht und wir mieteten uns ein gemeinsames Zimmer, zwar mit Doppelbett, aber so schlimm würde es schon nicht werden. Ich war eher froh darüber jemanden bei mir zu haben, ich bekam schließlich schon richtig Bauchschmerzen als ich daran dachte das wir vielleicht nie wieder hier weg konnten. Das Essen das uns serviert wurde, war knapp und dürftig. Würden wir das Spiel aktiv spielen, so sollte ich aufjedenfall die Kochen-Fähigkeit aufbessern, schließlich mochte ich selber kochen ohne auch in der Realen Welt viel lieber.

Miku stimmte zu das wir uns ein Zimmer teilten und ich lächelte. Das Essen was wir bekamen war nicht das beste, aber immer noch besser als das was es manchmal im Heim gegeben hatte..der Grund warum ich sobald ich eine Wohnung hatte selbst gekocht hatte. Hier würde ich wohl nicht kochen, auch wenn es die Fähigkeit dazu gab. Mein Plan war langsam voranzugehen und nur dort zu kämpfen wo es für mich sicher war und immer in Gruppen. Als Druide war ich nicht der beste im aktiven Kampf und meine guten Tricks mit den Runen brauchten immer Zeit, die ich alleine nicht haben würde. Aber als Unterstützer war ich sowieso am besten. Im Bett liegend, nur noch mit Hose und Shirt bekleidet, stellte ich leicht eine Frage in den Raum: "Weist du, irgendwie hab ich jetzt fast Angst das ich morgen aufwache und all das hier nur ein Traum war..."

Etwas überrascht schaute ich, auf dem Bett liegend, leicht zur Seite.
"Wieso wäre das so schlimm für dich?" fragte ich sanft. Die Tatsache das er diese Welt, selbst angesichts der Gefahren scheinbar mehr mochte als die echte Welt...was war dann vorgefallen? Wenn ich es mir recht überlegte, ging es mir allerdings auch so. Selbst wenn ich Angst hatte hier nie wieder wegzukommen, so hatte ich in diesem Spiel schönere Stunden verbracht als ich das in der echten Welt jemals machen konnte.
"...du hast recht...geht mir genauso" antwortete ich letztendlich leise und legte mich zur Seite. Nur noch in Unterwäsche gekleidet kuschelte ich mich in die warme Decke und machte die Augen zu...hoffentlich würde morgen alles besser werden.

"Weil..." begann ich auf ihre Frage hin, brach aber sogleich wieder ab. Nein, ich wollte nicht erzählen das ich im Rollstuhl saß, wollte nicht daran denken wie es wäre wenn ich aufwachen und wieder nicht mehr laufen könnte...ich war schon froh das trotz des veränderten Aussehens körperliche Behinderungen nicht auch übernommen worden waren. Dann wäre ich völlig hilflos in dieser Welt gewesen. Still zog ich die Decke über mich, wünschte ihr noch eine gute Nacht und schlief dann langsam ein, in respektvollen Abstand zu ihr.

Ich nahm es schweigend hin das er mir den Grund nicht erzählen wollte und erwiderte den "Gute Nacht" Wunsch. Langsam sackte ich dann ins Reich der Träume, oder besser gesagt im Reich der Albträume, denn diesen hatte ich heute Nacht, wie ich ganz alleine in einem dunklen Raum saß, weinte, und sich niemand um mich kümmerte. Es erinnerte mich erschreckend real an meine Kindheit, die ich so sehr versuchte zu verdrängen.

Ich schlief recht schnell ein und träumte mal wieder von dem Unfall der mir meine Eltern genommen hatte. Davon wie der Laster vor uns ausscherte, direkt auf uns zuraste und unser Auto über die Brüstung der Autobahnbrücke auf die darunter liegende Straße schleuderte. Nur zu gut erinnerte ich mich an den furchtbaren Schmerz in meinen Rücken als wir aufprallten und daran als uns ein entgegen kommendes Auto so stark rammte das die gesamte Vorderseite eingedrückt wurde. Später wusste ich nicht mehr wann meine Eltern gestorben waren, erinnerte mich nur daran wie ich verzweifelt versucht hatte aus dem bereits halb brennenden Auto rauszukommen, aber meine Beine nicht mehr bewegen konnte. Irgendwer zerrte mich dann durchs Fenster raus und das nächste woran ich mich erinnerte war das Krankenhaus in dem ich lange Zeit bleiben musste. Am Morgen wachte ich dann dennoch halbwegs erholt auf.

Müde gähnend wachte ich am nächten Tag auf. Der Traum hatte mich keine Sekunde ruhig schlafen lassen und ich hoffte ich hatte Shenlong nicht mitten in der Nacht geweckt. Vorsichtig stand ich auf, öffnete das Inventar und legte meine normale Kleidung samt Waffen an. Gewohnheitsmäßig machte ich noch das Bett und tastete mich dann Richtung Ausgang, immerhin wurde uns ein Frühstück versprochen.

Als Miku endlich aufwachte war ich längst unten im Schankraum und ging mein Inventar durch. Es war soweit in Ordnung, auch wenn ein paar bessere Sachen sicher nicht schaden konnten, aber vorerst fehlte mir das Geld dazu. Freundlich lächelnd sah ich zu ihr, Frühstück hatte ich bereits für uns beide bestellt und es müsste jede Minute kommen. Danach würde ich wohl mal sehen ob es Anfängerquests gab die wir zusammen erledigen könnten..einfach ein bisschen herumspielen.

Lächelnd begrüßte ich Shenlong und setzte mich zu ihm an den Tisch. Sogleich kam auch der NPC-Kellner und servierte uns mit einem "Hallo" und "Guten Appetit" das Frühstück. Wieder fiel es nur kahl aus, 2 scheiben Brot und etwas aufstrich, aber besser als nichts. Ich durchsuchte mein Inventar, viel hatte ich nicht, aber immerhin reichte es ohne Probleme bis zur ersten Instanz. Schade nur das wir alle zurückgesetzt worden als wir teleportiert wurden, immerhin hatte ich einen recht guten Ring gefunden, der eher selten fallengelassen wird.

Wortlos aß ich das Brot, ich bevorzugte Obst zum Frühstück aber darauf würde ich wohl in nächster Zeit verzichten müssen. Nach dem Essen ging ich mit Miku zu dem Blackboard wo die Quests aushingen und wählte eine leichtere aus: Erledige 10 Wildschweine. Das war einfach und auch größtenteils ungefährlich wenn man sich nicht ganz blöd anstellte. Fröhlich ging ich los Richtung Felder wo diese Viecher zu finden waren, hoffend das Miku mitkäme. Allein würde das ganze nicht halb so viel Spaß machen wie zusammen.

Ich folgte Shenlong wortlos. Wildschweine klangen wahrlich nicht gefährlich und man konnte ihnen gute ausweichen, meistens bekam man sie sogar tot noch bevor sie angriffen. Ich schnetzelte mich also durch die ersten paar Schweine ohne auch nur ansatzweise getroffen zu werden.
"Lass mich mal was testen..." meinte ich, vielleicht etwas zu mutig und ließ mich von einem der Wildschweine an der Hand treffen. Wie erwartet machte es kaum Schaden, doch ein kleiner und gering Schmerzhafter Schock ging durch meine Hand, sodass ich die Hand rasch zurück streckte.
"Wir sollten uns nicht zuviel HP abziehen lassen, das tut denke ich mal verdammt weh..."

Auf Miku's Feststellung mit den Schmerzen hin nickte ich nur. "Sowas hab ich mir schon gedacht...das VC ist ja mit unserem Nervensystem verbunden, die Verletzungen dürften dann auch Auswirkungen auf unseren richtigen Körper haben..." und das könnte uns wirklich gefährlich werden. Die Wildschweine waren wirklich leicht zu erledigen, auch ich schaffte es alleine, da sie ja erst reagierten wenn man sie bereits einmal angegriffen hatte..und da war es mit meinen umfangreichen und sicheren Runenzaubern längst erledigt. Wir waren recht schnell mit der Quest fertig und erhielten die entsprechende Belohnung welche aus etwas Gold bestand. "Hm, wollen wir uns noch ein bisschen die Landschaft anschauen?" fragte ich Miku.

"Klar, können wir" antworte ich auf die Frage hin. Die Welt war wirklich schön gestaltet, wirkte realistisch und hat die unglaublichsten Sehenswürdigkeiten.
Unterwegs betrachte ich meinen Goldbestand. Die Quest hatte 50 gebracht, insgesamt hatt ich nun 497. Das würde wohl ausreichen um die nächste Nacht auch noch zu finanzieren, aber danach war vermutlich Schluss und wir mussten auf der Straße übernachten wenn wir nicht bessere bzw schwerere Quest annahmen, aber das lief natürlich wieder auf Risko hinaus.

Fröhlich lächelnd streifte ich durch die Gegend, erfreute mich der Landschaft und der Umgebungsgeräusche und zog schließlich sogar die Schuhe aus und staunte darüber das ich tatsächlich das Gras unter meinen Füßen spüren konnte. Himmel war das lange her das ich dieses Gefühl gehabt hatte...so lange...mehr vor Freude traten mir Tränen in die Augen und wieder drehte ich mich um mich selbst und ließ  mich dann ins Gras fallen. Es war einfach zu schön um wahr zu sein das ich hier wirklich laufen konnte und frei war zu gehen wann und wohin ich wollte...

"Alles in Ordnung?" fragte ich etwas besorgt als ich sowohl die Tränen sah und die Tatsache das er einfach auf den Boden fiel.
"Tut mir leid, aber ich versteh es einfach nicht...warum freust du dich so hier gefangen zu sein? Ich mein kaum ein anderer Spieler möchte hier sein sondern sein echtes Leben draußen weiterführen..." Nicht das ich ebenfalls rauswollte, aber ich war zu neugierig als das ich ihm diese Frage nicht stellen konnte.

"Ja" Ich lachte leicht und wischte mir die Tränen ab. "Alles bestens...ich erfreue mich nur der Freiheit die ich hier haben kann...klar wäre ich lieber zurück in meinem richtigen Leben...aber hier sind für mich Dinge möglich die ich in der realen Welt nie mehr werde tun können..." Jetzt klang ich doch etwas traurig bei der Erinnerung daran wieder im Rollstuhl zu setzen. Nicht nur das ich nicht laufen konnte, ich hatte ja von der Hüfte abwärts keinerlei Gefühl mehr, was eine Heilung oder die Chance zumindest mit Krücken gehen zu können unmöglich machte.

"Dinge die du sonst nie mehr tun könntest?"
Für mich war dieser Junge ein Rätsel, aber es ging mich ja auch nichts an. Von nun an versuchte ich zumindest das Beste aus meiner derzeitigen Situation zu holen.
"Wir sollten weiter questen. Das Geld reicht nicht ewig und fällt auch nicht von den Bäumen. So schlimm wird das erste Gebiet schon nicht sein."
Ich gehörte noch nie zu den Mutigsten, aber irgendwie mussten wir ja aus dem Game kommen und ich wollte nicht darauf vertrauen das es irgendwann mal jemand schafft.

Ich ging nicht weiter darauf ein was genau ich meinte, beschloss aber still für mich ihr irgendwann zu erzählen was war...wenn wir uns besser kannten. Am besten erst wenn wir uns irgendwann in der realen Welt treffen würden, was ich hoffte. "Dann machen wir das mal." Kurzerhand rief ich den Questguide auf und nahm alle Quests an die noch aus standen, zumindest die die ungefährlich bleiben würden. "Und hey, das hier ist eine Welt aus Zahlencodes und wir eigentlich nur Datenhaufen, wer sagt das da nicht auch Geld auf Bäumen wachsen kann?" meinte ich grinsend zu ihr.

"Der Entwickler..." lächelte ich nur leicht zurück und tat es ihm mit den Quests gleich. Diese gingen von töte dies, sammle das bishin zu laufe da und laufe dort hin. Zwar wurde das Spiel später abwechslungsreicher, aber anfangs war es halt nun mal ein MMORPG.
Die Quest waren schnell gemacht und durch die Tatsache das man Schmerzen empfinden konnte, wurde man gut angespornt sich nicht treffen zu lassen, auch wenn es manchmal einfach unvermeidbar war. Dennoch ließen wir uns nicht beirren.
Auf kurz oder lang landeten wir dann vor der ersten Instanz und ich überprüfte grad meine Ausrüstung die ich wieder komplett auf Vordermann gebracht hatte. Anders als erwartet gab es hier keine Gruppen. Die die los wollten waren gestern bereits durch gewesen und die die nicht wollen waren nunmal immer noch hier und verkrochen sich. Wohl oder übel mussten wir den Dungeon alleine machen sollten wir weiterkommen wollen.

"Der Entwickler ist anscheinend aber auch der Meinung das wir in dieser Welt bleiben sollen..." fügte ich ernster hinzu, dann widmeten wir uns den Quests. Schließlich kamen wir am ersten Dungeon an, außer uns war niemand hier was hieß wir würden alleine durch müssen. Nun es konnte nicht das schwerste sein, war ja gerade erst der Anfang des ganzen Spieles. Kurz erklärte ich Miku noch wie meine Rasse so wirkte und machte mit ihr ab das ich mich im Hintergrund hielt und mit den Runen angreifen würde sobald ich dazu bereit war während sie derweil das was auch immer uns erwartete ablenkte. Sollte sie in Schwierigkeiten sein dann könnte sie sich hinter mich zurück ziehen, meine Verteidigung war ziemlich gut und auch im Blocken hatte ich Übung.

Ich nickte leicht als Shenlong mir den Plan erklären wollte. Und auch wenn die ganzen Sachen völlig logisch auf der Hand lagen, hatte ich das Gefühl er würde einen guten Taktiker bzw. Gruppenanführer abgeben.

Die ersten Monster im Dungeon waren einfach und ich brauchte kaum die Mithilfe von Shenlong, sodass er selbst einige Vieher umnieten konnte. Den Dungeon hatte man scheinbar ebenfalls in Sachen gestaltung komplett verändert. Zwar waren die Gegner, Echsenkrieger, gleich geblieben, doch die Wege waren komplett anders, die Umgebung realistischer gestaltet und man hatte alternative Wege, die ich vorher nicht kannte. Es vergingen einige Minuten, doch dann kam der Raum mit dem Endboss. Ein großer, aus Stein bestehender, Golem mit einer großen Säule in der Hand, schaute uns grimmig an.