Arcaria - 4.2.2

Während Goro sich offensichtlich keinerlei Sorgen um sein Wohlbefinden machte, zählte ich die Minuten. Gift brauchte eine Weile um zu wirken. „Sicher. Dann sollte er auch kein Problem damit haben.“ entgegnete ich nur trocken, bereits darauf eingestellt mit diesem Händler noch mehr Ärger zu bekommen.
Und dann wurde mir das Problem abgenommen, als ein Mädchen aus dem Schatten sprang und dem Kerl einen Dolch an die Kehle hielt. Wohl noch jemand mit dem er es nur gut gemeint hatte. Entführung passte jedenfalls zu dem Unterjubeln von vergifteten Getränken. Da Goro inzwischen nicht mehr ganz beisammen schien, winkte ich bei ihrer Frage nur ab. „Kannst ihn gern behalten, angesichts dessen dass er meinen etwas gutgläubigen Kollegen vergiftet zu haben scheint. Entschuldige mich...“ Vom hinfallen hielt ich ihn nicht auf, sollte er ruhig ein paar blaue Flecken als Lehre davon tragen. Aber liegen lassen würde ich ihn auch nicht, bevor eine Ziege noch seine Klamotten anknabberte. Mit einem Seufzen drehte ich ihn erstmal stabiler, überlegte ob ich es schaffen würde ihn bis ins Dorf zu schleppen um ihm dort einen Eimer Wasser über den Kopf zu kippen. Das sollte ihn wieder zu Sinnen bringen.

Teils amüsiert, teils besorgt beobachtete ich wie einer der jungen Männer vor sich her taukelte, offensichtlich das Resultat von eingenommenen Betäubungsmitteln, während der Andere mir die Erlaubnis gab mit dem Mann zu machen was ich wollte. Schulterzuckend zwang ich den Mann zwischen die Bäume, fern ab neugieriger Blicke der Passanten. Spätestens als ein paar seiner Schreie der Lichtung entwichen machten sich diese schleunigst aus dem Staub.

Ich wischte das Blut des Mannes an meinem neuen Dolch an seiner Kleidung ab und seufzte. Unter schmerzen und betteln konnte ich ihm entlocken, das er im Dorf bemerkt hatte, wie ich Leute ihres Goldes beraubt hatte und war so beeindruckt gewesen das er sich kurzerhand dazu entschlossen hatte mich zu kidnappen und mit Hilfe von diversen Techniken dazu zu überreden für ihn zu arbeiten. Das gab mir wirklich schlechte Vibes, wenn man bedachte wie sehr ich unter meinem jetzigen Boss gelitten hatte, dennoch war ich genug bei Sinnen den Mann nicht einfach abzustechen. Er war nicht wirklich darauf aus mir zu schaden und ich merkte das es einfach nur eine dumme Idee aus dem Nichts heraus gewesen war.

Dennoch, "Niemand kidnapped und verschnürt mich wie ein Päckchen ohne Strafe.". Weshalb ich ihn prompt blutend und nur in Unterwäsche zurück ließ, die restliche Kleidung in ein Bündel gepackt. Vielleicht hat einer der Jungs ein Interesse dran?

Vorerst kehrte ich zum Karren zurück, durchsuchte diesen gründlich auf wertgegenstände und sammelte ein paar Münzen in einen Beutel den ich an den Gürtel meiner Shorts schnürte. Nach kurzer Überlegung spannte ich das Pferd vom Karren - glücklicherweise kein Ochse wie bei den anderen Bauern auf dem Weg - und führte es zu den beiden Jungs. Einer von denen half bereits dem Anderen.

"Hier, schmeiß ihn einfach rauf und wir verkrümmeln uns ins nächste Dorf. Dürfte nicht allzu weit weg sein...vermutlich." Bot ich ihm an, den Ballen mit des Händlers Kleider bereits in die Satteltasche gestopft. "Ich bin Pandora übrigens. Oder Pan reicht auch. Hi!" Ich grinste vergnügt mit einer Hand winkend, während die andere in meine Hüften gestempt war. "Brauchst Hilfe mit dem Ballast?", bot ich ihm schließlich an und kam näher, den Dolch längst an die andere Seite meines Gürtels in einer passenden Scheide befestigt.

Hände berührten meinen Körper. Nichts neues, ich lag schon öfter in der Gosse. Es war mein Kumpel. Hatte er sich jetzt echt herbemüht, nur um mir zu helfen. Erschüttert über seine freundliche Geste, versuchte ich seine Schulter zu klopfen. Mehr als eine lasche Hand kam dabei aber nicht raus, fast als wollte ich ihn streicheln.
Unvermittelt trat dieses Mädchen wieder auf den Plan. Im Schlepptau hatte sie ein riesiges Pferd. Das Tier jagte mir echt Angst ein. Pan, wie sie sich vorstellte, gefiel mir dagegen ganz gut. Hätte sie den Kerl vorhin nicht so eiskalt mit dem Messer angesprungen, dann müsste ich sie ja fast mal einladen.
Im Moment hatte ich aber andere Sorgen. Die wollten mich wie einen Sack auf dieses verdammte Pferd spannen!
Also musste ich mich jetzt mit all meiner Kraft zusammen reißen. "Isch bin Ta..naka... Go..roo...." Stellte ich mich vor. "Un..d isch haffe Ferde." Stellte ich klar. Zeitgleich gelang es mir wieder auf die Beine zu kommen. "Isch saff das... son." Meinte ich nur und meinte damit den Weg ins nächste Dorf. Was auch immer man mir gegeben hatte. Es fühlte sich einfach nur nach einem sehr starken Rausch an. Und den war ich gewohnt. Einmal den Kopf ins Wasser und gut war.
Den Gedanken setzte ich sogleich in die Tat um, als ich mich einige Schritte weiter begab und mit dem Kopf voraus in die Tränke stürzte. Trotz meines Zustandes, gelang es mir sehr gezielt und dosiert unterzutauchen. -Ich hatte einfach ein glückliches Händchen-. Das Ziegenwasser tat ein Bestes. Der Schock des kalten Wassers ließ die Symptome des Gebräus etwas abklingen.
Eventuell half noch ein gute Schlag in die Magengrube, um diesen zu leeren. "Schlag mich!" Bat ich das Mädchen, da sie eindeutig gewalttätiger zu sein schien, als der Junge Mann.
Mein Zeigefinger deutete auf die Magengegend. Ob sie kapierten was ich vorhatte?

So wirklich Lust Goro weit zu schleppen hatte ich nicht. Zur Tränke, zum Aufwecken? Sicher. Aber er sah mir nicht so sicher aus, danach einfach direkt weiter zu laufen und nach dem ersten Eindruck sollten wir doch besser nicht zu lange bleiben. Das Mädchen mit dem Wagen kam da gerade recht. „Day“ stellte ich mich vor, blieb lieber bei diesem Spitznamen. Daniel hatte viel zu viele Verpflichtungen. Der Ballast hatte augenscheinlich eine eigene Meinung zu unserem künftigen Transportmittel, was ihn genug anregte sich selbst abzukühlen. Umso besser.
Bei seiner weiteren Idee verdrehte ich aber nur die Augen. „Steck dir lieber die Finger in den Hals, das funktioniert besser.“ Den Inhalt des Beutels kippte ich jedenfalls an den Straßenrand, spülte mit Wasser von der Tränke gründlich nach ehe ich es auffüllte. War immer noch ein Behälter für Wasser der gut gebraucht werden würde. „Nach dem Start würde ich auch das nächste Dorf vorziehen. Wärs nicht besser den Wagen mitzunehmen? Aufs Pferd passen wir nicht alle und vielleicht lässt sich von dem Kram noch was verkaufen.“ schlug ich vor.

Mein Blick wanderte von dem Schwarzhaarigen zum Pferd und wieder zurück. Wie kann jemand Pferde hassen? Ein erneuter Blick zum Pferd vergewisserte mir das es lediglich ein unschuldiges Wesen mit einem albernen Gesichtsausdruck war. Nickend zu mir selbst und mich vergewissernd, dass das Problem mit dem Jungen bestand und nicht mit dem Pferd, beobachtete ich fasziniert wie er sich in eine Tränke stürzte und sich anschließend amüsanterweise in meine Richtung bewegte. Schmunzelnd stütze ich beide Arme an meinen Hüften ab und schaute leicht zu ihm auf ... "Warum ist jeder größer als ich? Unfair."

Plötzlich erstarrte ich etwas in einer Mischung aus Faszination und Verwirrung bei seiner Bitte ihn zu schlagen. "Ein Maso, huh? Wundert mich irgendwie nicht...", mutmaßte ich laut denkend und zu mir selbst nickend, ehe ich mit einem raschen Satz nach vorne preschte und ihm eine kräftig mit der rechten Faust langte. Jedoch nicht in den Bauch sondern direkt ins Gesicht. Er hatte vermutlich Glück das wir uns nicht im Schatten und im Tageslicht befanden, sonst hätte er sicherlich eine gebrochene Nase davon getragen dank meinen neuen körperlichen Fähigkeiten.

Schulterzuckend als er zu Boden ging, immerhin war er immer noch benommen und trotz mangelner Stärke, war ich nicht gerade unerfahren was Prügelein anging, wandte ich mich zu dem anderen Jungen um. "Ah. Da liegst du falsch. Meiner Erfahrung nach mag der durchschnittliche Masochist lieber wenn der Schmerz aus externer Quelle stammt." Dabei nickte ich als würde es absolut Sinn ergeben und kicherte. "Außerdem ist es eine Win-win Situation. Entweder er bekommt seinen Kick und wird wieder normal ... oder ich hab ihn ausgeknockt und wir können ihn aufs Pferd schmeißen."

Auf seine letzte Frage musste ich jedoch etwas überlegen. Einerseits hatte ich den Karren manipuliert und sich die ganze Arbeit für den Schrott im Karren zu machen war eher umständlich. Andererseits: Money~

Die Entscheidung war schwer, doch schlussendlich fällte ich die einzig richtige Entscheidung. "Ich fix den Karren! Oh, natürlich wisst ihr nicht was ich meine..." Abschweifend und entscheidend das eine Erklärung vermutlich zu lang dauern würde nickte ich einfach nur. "Ich bereite den Karren vor. Kümmer du dich um Mr. Maso. Hihi~ Profit, du bist mein." Ein wenig unheimlich zu mir selbst kichernd führte ich das Pferd wieder zurück und machte mich daran den Karren zu reparieren.

Mich ärgerte es schon etwas, dass der Mann aus Indien mein Vorhaben nicht ernst nahm. Er konnte ja nicht wissen wie ich drauf war. Zum Glück entschloss man sich doch meinen Wünschen entgegen zu kommen. Und auch wenn ich es kommen sah, so warf mich der Schlag einfach zu Boden. Hatte eigentlich damit gerechnet, eine in den Bauch zu bekommen. Ihre Erklärungen gingen an mir vorbei, die Schmerzen im Gesicht vereinnahmten meine ganze Aufmerksamkeit. Wieder willig würgte ich den Rest meines Magens hinter die Ziegen und spülte noch einige Male in deren Tränke.

Da ich keine Aufgabe hatte, wartete ich einfach ab. Es war wohl der Beschluss gefallen den Karren ans Pferd zu spannen. Ich blickte also, meine blutige Nase mit Stoff zu stopfend, in die Runde. Jetzt wo ich wusste, dass es hier seltsame Leute gab, wollte ich lieber bei denen bleiben, bei denen ich wusste wie komisch sie waren.
Ohne Murren, kletterte ich in den Wagen. Hier lag schon viel komisches Zeug rum. Vasen, Teppiche, Leuchter, Krüge.. Wenn meine Begleiter einen Plan hatten, dann sollten sie sich einig werden. Mir war egal wie es weiter ging. Es war der Moment, für den ich lebte. -Und ich hatte meinen Spaß.
Nach einigen Metern, hatte ich mich zwischen dem Gerümpel eingerichtet. Kauernd, hockte ich wie ein Hund auf der Ladefläche und las ein Buch, welches mir beim Wühlen in die Hände gefallen war.

Bücher waren nie mein Ding gewesen, nun aber ließ mich die Neugier auf seinen Inhalt fast schon explodieren. Es war schwer, mit tränenden Augen und dem Gewackel des Karrens etwas zu lesen. Aber es kam mir vor, als strömten die Buchstaben sowieso an meinem inneren Auge vorbei. Fast wie ein Film. -Irgendwie magisch.

Nach einiger Zeig holte sich mein Körper seine Energie zurück. Ich nickte ein, wie ich da saß. Erst als der Karren an Fahrt verlor, schreckte ich keuchend auf.
"Ach scheiße." Äußerte ich leise, als mir einfiel, dass ich ja eine kleine unprofessionelle Karte in meinem Buch gefunden hatte. Man erkannte darauf lediglich die Himmelsrichtungen, in der die großen Städte lagen. Wahrscheinlich eine grobe Handelsroute. Irgendwie sehr unliebsam das Ganze. Jedenfalls behielt ich das Buch und die Karte erstmal für mich.
Wichtiger war nun wo wir waren und was die Beiden geplant hatten.

Ich zuckte nur mit den Schultern und ließ sie machen. Wenn die Gift mit Schlägen auskurieren wollten, würde ich sie nicht aufhalten. Wichtiger war der Wagen, wenn wir alle zusammen weiter reisen sollten. Leicht zog ich eine Braue hoch als Pan mit 'reparieren' anfing, vertraute ihr für den Moment aber mal das sie vorige Aktionen rückgängig machen konnte. Wäre ja auch in ihrem Interesse.
Goros blutige Nase hatte er ja anscheinend schon gut genug versorgt, also blieb ich schlicht in seiner Nähe, sollte er doch noch umkippen. Zumindest ging er von alleine in den Wagen, andernfalls hätte ich ihn reingeworfen. Ich machte es mir auf dem Bock bequem, bei Pan. „Wir sind aus der Richtung gekommen und da ist nur Wald“ erklärte ich mit einem Wink auf die Straße. „Also sollte jede andere uns zur nächsten Siedlung führen.“
Selbst wenn das Gerümpel nicht viel wert war, wir konnten es im Bulk verkaufen und hätten dann wenigstens einen nutzbaren Wagen. Ich kramte nur grob durch die Sachen direkt hinter uns, sah nichts direkt nützliches. Goro hatte anscheinend ein Buch entdeckt und war darüber eingeschlafen, was nur ganz gut war. Als ich unter einem verdreckten Haufen Stoff wühlte, schnappte etwas um mein Handgelenk. Rasch zog ich die Hand zurück, befürchtete schon, dass sich irgendein Tier darunter verkrochen hatte – aber da war nichts. Abgesehen von einem Armband aus Knochen, erstaunlich gut passend. „Huh.“ Sah fast aus wie das Rückgrat eines kleineren Tieres. Einen Verschluss konnte ich nicht entdecken, andererseits störte es auch nicht. Konnte wohl bleiben, bis ich in einer ruhigen Minute fand wie man das wieder öffnete. Musste wohl eine Art Schnappverschluss sein den ich ausgelöst hatte.

Glücklicherweise hatte ich das Rad nur ausgehagt, anstatt das Scharnier zu beschädigen wodurch ein paar Handgriffe reichten um den Wagen wieder einsatzbereit zu machen. Das Pferd spannte ich wieder an den Karren und machte es mir auf dem Bock gemütlich, meine beiden neuen Reisebegleiter beobachtend. "Tanaka-san ist harmlos. Selbst ich kann solch idiotie nicht faken..." Ich seufzte ausdruckslos, wenn auch amüsiert. Es stand fest, dass ich mit ihm viel Spaß haben könnte. "Problem ist nur..." Mein Fokus lag unauffällig auf Day, ihn studierend, während ich innerlich seine Bedrohungsstufe kalkulierte. Er schien kompetent und hatte keine äußerliche Reaktion gezeigt als ich meinen Kidnapper bedroht hab.

Fazit: Ich war mir sicher ich konnte beide relativ leicht unter die Erde bringen, allein schon durch die Tatsache das ich im Gegensatz zu den Beiden bewaffnet war.

Zufrieden mit meiner Analyse entspannte ich mich ein wenig und gab der Leine einen leichten Ruck als beide Passagiere schließlich an Bord waren. Ich wendete den Karren und folgte dem Weg aus dem der Händler kam. Zu Day's Anmerkung nickte ich zustimmend. "Nun dank Mister Kidnapper weiß ich, dass das Dorf aus dem er mich verschleppt hat, nur ein oder zwei Stunden entfernt von hier liegt. Schlichte Leute, wenig Bedrohung." Das mich der Händler bekommen hatte war mehr dem Fakt geschuldet, dass die ganze in-eine-neue-Welt-geworfen-werden Geschichte meinen scharfen Verstand etwas getrübt hatte. Vielleicht war es auch die Müdigkeit und Erschöpfung? Fakt war, es würde so schnell nicht noch einmal passieren.

"Also, wo kommt ihr beide her? Mr. Tanaka wirkt auf mich nicht wie jemand der im Wald aufgewachsen ist.", fragte ich ganz unschuldig und beiläufig, nur im Augenwinkel sehend wie er mit einem Knochenarmband herumspielte - vermutlich aus den Waren stammend.

Normalerweise würde ich nicht so offen jemanden ausfragen, aber ich brauchte Informationen dringender denn je. Beide konnten von ihrem Aussehen her Einheimische sein, aber falls da noch mehr "Reisende" waren wie ich, dann schrie mein Outfit gerade zu: Modern. Nicht das ich ein Problem damit hatte, aber wer weiß wie die Welt Menschen wie mich sah?

Plötzlich kam der Karren zum stehen. Oder besser gesagt das Pferd. "Oi, los, vorwärts. Hya. Damn...ne Idee was mit dem Tier los ist?", murmelte ich frustriert und sprang vom Karren mich dem Pferd nähernd. Mein Augen verengten sich jedoch und eine Hand legte sich instinktiv auf den Griff des Dolches als ich den Terror in den Augen des Pferdes sah. Etwas schien es enorm zu verängstigen. Doch was? Weit und breit nur leichte Wiese und Bäume. Mein Blick wanderte zu Himmel.

Die Sonne war am untergehen.

Theoretisch erwartete ich ein Dorf oder so. Dafür erblickte ich in der Dämmerung nur einen verängstigten Gaul und eine sehr angespannte Pan. "He! Ich dachte wir wollten ins nächste Dorf?!" Rief ich dem Mädchen zu und blickte dann kurz zu Day, als hätte er die passende Lösung für mein Problem.
Keine Sekunde später überkam mich ein sehr ungutes Gefühl. Irgendwas beobachtete mich... Jemand? Es waren auf jeden Fall viele! Woher ich das wusste? Ich konnte es nicht sagen. Es fühlte sich einfach so an.

Normalerweise wäre ich nun einfach davon gelaufen, aber wohin? Hier war ja nichts. Außer dem konnte ich die Beiden ja nicht hängen lassen. Mein Gefühl verstärkte sich weiter und ich war mir sicher im hohen Gras eine seltsame Gestalt gesehen zu haben.
Instinktiv zog ich mich zu meinen beiden Begleitern zurück und hob die Hände, wie zum Faustkampf.
"Kreaturen aus der Hölle." Wimmerte ich, als plötzlich diese Ungeheuer aus dem Gras gesprungen kamen.
Dass sie nicht nur zum Spielen gekommen waren, war sehr leicht zu erkennen. Die wollten uns ohne Vorwarnung und ohne Grund ans Leder!

Es bleib keine Zeit mehr zum Nachdenken. Die Dinger hatten uns komplett eingekreist. Der Gaul schrie auf und trat wild um sich. Das war gut, denn das Tier erwischte tatsächlich ein paar der Angreifer.
Mir hingegen machte das schon mehr Probleme.
Zwar schaffte ich es einem der Angreifer gegen den Kopf zu Boxen, doch mehr als kurzes Zucken kam dabei nicht rum.
Es war mir nicht möglich mich zu verteidigen, also wich ich aus, bis man mich letztendlich umstellt hatte.

Schützend hielt ich meine Hände vor den Körper, als eines der Viecher versuchte mich mit einer alten Klinge zu treffen. Der Stahl schnitt mir die Arme blutig. Solch einen Schmerz hatte ich in meinem Leben noch nicht gespürt. Gelähmt blieb ich stehen und sah zu, wie das Wesen zum finalen Schlag ausholte.
Ehe der Hieb treffen konnte, stieß ich einen langen und kräftigen Kampfschrei aus, richtete die blutigen Hände auf meinen Gegner und war bereit wenigstens diesen Einen mit in den Tod zu reißen.

Diese Entschlossenheit reichte aus, um eine seltsame Macht zu entfesseln. Mir war, als würde meine Bewegung die Luft um mich herum ebenfalls mit sich reißen. Im Augenwinkel bemerkte ich eine Art Würfel. Durchsichtig und leuchtend teilte er mir die Zahl 60/100 zu.
Und im nächsten Moment pustete ich fünf der umstehenden Angreifer quer über das Grasland. Nun hatte ich wieder Platz, um mich bei den anderen Beiden in Position zu bringen.
Was auch immer das war, ich hoffte darauf es im Ernstfall nochmal zu können.

Eine Bedrohung wäre ich wohl nicht so schnell, allein schon weil ich kein Interesse zeigte mich mehr als nötig mit irgendwem anzulegen. Aber das kam immer sehr auf die einzelne Situation an. Fürs erste hatten wir gemeinsam die besten Chancen, vor allem da Pan nicht so aussah als würde sie recht in diese Welt gehören. Und Goros Kleidung war ja auch alles andere als unauffällig, vielleicht sollten wir dem bei nächster Gelegenheit die des Händlers andrehen.
Der Plan mit dem Dorf in kurzer Entfernung klang gut genug, nickte ich schlicht und überließ ihr die Zügel. Solange wir alle auf dem Gefährt saßen konnte sie schlecht damit abrücken. „Mumbai. Auch wenn unser Freund im Karren das immer noch nicht glaubt.“ Ich sah eben nicht so typisch indisch aus, wobei die neue lockere Kleidung schon an traditionelle der ärmeren Schichten heranreichte. „Du?“ Der plötzliche Stop des Pferdes unterbrach eine Antwort, irritierte mich genauso. Bisher hatte es uns doch auch problemlos geduldet... ich stieg ebenso ab, wollte dem Tier gut zureden.
„Was...?“ setzte ich zu einer Frage an bei Goros Wimmern, kam aber kaum dazu mich in seine Richtung zu drehen als auch ich von einem Biest angefallen wurde. Mehr aus Instinkt wich ich aus, zum wahrscheinlich ersten Mal froh über die verschiedensten Sportstunden. Half aber nichts. Der nächste war gleich dahinter, ausweichen wurde sie nicht los und ich hatte nichts zum Verteidigen. Einem konnte ich mit einer aus dem Wagen gegriffenen Vase eins Überziehen, hegte aber wenig Hoffnung dass er unten blieb.
Dann war da ein Kribbeln, eine warme Schwere – wäre es nicht so dunkel, könnte man sehen wie meine Haut sich Schattierungen dunkler färbte. Die Knochen im Armband schimmerten bläulich, formten sich in ein Messer. Wild die nun spitzeren Zähne bleckend griff ich an und zog dem nächsten Monster gleich ein Knochenschwert aus dem Arm, gar nicht darüber nachdenken wo das nun herkam. Damit kämpfte es sich jedenfalls deutlich besser.

Den Dolch aus der Scheide befreit musterte ich fasziniert wie aus den dunkeln Schatten seltsame Gestalten erschienen. Erst waren sie relativ schlaff unterwegs und mieden Plätze, die noch von der untergehenden Sonne beschienen wurde wie die Pest. Rasch analysierte ich unsere Gegner und stellte fest es waren mehrere dutzend. Die meisten von ihnen nutzten rostige Schwerter, einige waren nichtmals bewaffent, aber drei von den Gestalten standen in voller Rüstung samt Turmschilden. Ich klickte mit der Zunge als ich einen Hieb eines der weniger ausgerüsteten Wesen auswich und trieb mit einer amateuerhaften Riposte den Dolch ins Gesicht der Gestalt. Schwarzes Blut quoll hervor und bestätigte die Vermutung, das es sich bei unseren Angreifern nicht um Menschen handelte.

Ein kurzer Blick zu den Anderen deutete an, dass sie alle ihre eigenen Probleme hatten. Und mittlerweile waren wir zu weit von einander entfernt um uns effektiv zu helfen, also lockte ich zwei/drittel der Meute von den Beiden fort und begann agil um diese herum zu tanzen und nutzte jede Chance mit dem Dolch zuzulangen.

Je dunkler es wurde, desto mehr Gestalten erschienen und desto schneller und weniger ungeschickt wurden sie. Glücklicherweise began auch ich immer schneller zu werden mit der aufkommenden Dunkelheit.

Gute fünf Minuten später lachte ich euphorisch. Ich fühlte mich so gut wie noch nie! Meine Gestalt flickerte von Wesen zu Wesen und hinterließ ein Massaker. Selbst eines der voll ausgerüsteten Gestalten fiel meinem Dolch zum Opfer als ich diesen in dessen ungeschützte Achselhöhle rammte. Ich grinste finster als einige der Wesen von mir ab ließen und sich den Weg zu meinen Begleitern bahnten. "Ihr wollt spielverderber sein? Fineee...aber ihr entkommt mir nicht." Mit rasanter Geschwindigkeit holte ich die sich zurückziehende Meute ein und ernte deren Leben, nicht bemerkend wie sich ein leichter schattiger Schleier um meine Figur gelegt hatte. Die Aura verschleierte meine Präsenz, sodass ich nicht mehr als nur eine kleine Reflexion im Mondlicht erschien.

Ein Wesen nach dem Anderen fiel im Rücken meiner beiden Begleiter. Aus außenstehender Perspektive fielen diese grundlos blutüberströmt zu Boden, sobald diese sich einem toten Winkel der Beiden näherten, während lediglich ein leichtes Schimmern sich in der Dunkelheit bewegte. Als der Kampfesrausch etwas abklang nutzte ich die Zeit um die beiden Jungs zu beobachten. Day wehrte sich mit einem Knochenschwert, dass zuvor noch nicht da gewesen war - bestätigte nur meine Mutmaßung über seine Kompetenz - während der Idiot der Gruppe es schaffte sich aus einer Umstellung zu befreien.

"War das grad Magie?" Etwas ungläubig starrte ich zu dem Jungen. Er trug nichts was die Gegner andernfalls zurückstoßen hätte können, vorallem nicht soviele. Dann erst bemerkte ich das schwache finstere Leuchten um meinen Körper. "Interessant.", murmelte ich und spießte das zweite Wesen in voller Rüstung auf. "Nachdenken später, mehr umnieten jetzt." Und damit wurde ich wieder aktiver und sprang ein wann immer einer von den beiden Hilfe brauchte, bereits bemerkend das keiner der Wesen mehr Notiz von mir nahm.

So richtig sicher war man hier nirgends. Kaum hatte ich einen Moment Ruhe gehabt, da griff man mich schon wieder an. In der kurzen Zeit konnte ich jedenfalls erkennen, dass meine Begleiter weit weniger Probleme hatten.
Der Kerl aus Mumbai hatte sich ein Schwert organisiert und das Girl war dabei Hackfleisch aus diesen Dingern zu machen. Zwar konnte ich sie nicht direkt erkennen, aber als es gerade echt eng wurde, zerfetzte ein Schatten meinen Gegner.
Natürlich versuchte ich mir auch ein Schwert zu schnappen, aber aus irgendeinem Grund konnte ich es einfach nicht richtige einsetzten. Die Schläge landeten allesamt im Leeren.

Vor lauter Schwert und Ausweichen, hatte ich die Übersicht über das Schlachtfeld verloren.
Sodass mich eine Gruppe dieser Wesen flankieren und in Richtung des gepanzerten Truppführers drängen konnte. Erst als die rostige Klinge meines Schwertes den Turmschild meines Gegners traf und mich dessen Vibration fast zu Boden warf, begriff ich den Ernst der Lage. Der große Schild stieß mich zurück, in Richtung der Zähnefletschenden Meute.

Vor lauter Panik, warf ich mein Schwert in die Meute, was sie etwas zurückschrecken ließ.
Vor mir baute sich allerdings der bedrohliche Schild auf. Mir war klar: Jetzt musste ich nochmal richtig Gas geben. Wild wirbelte ich mit meinen Händen umher, Boxte in die Luft.
-Es passierte nichts.
Erst als der Schild kurz davor war meinen ungeschützten Körper zu treffen, stieß ich aus Reflex meine Handflächen gegen den kalten Stahl. Es war ganz klar zu spüren, wie die Wucht des Aufpralls meine Arme immer weiter gegen den Körper schob.
[86/100] Sagte ich ohne weiter darüber nachzudenken.
Im nächsten Moment begann der Schild vor mir hell zu glühen. Ich musste die Augen schließen, so gleißend weiß und heiß wurde das Metall.
Vor die Angreifer, welche vor mir standen, kam jede Hilfe zu spät. Eine gewaltige Feuerwalze war durch den Kontaktpunkt des Schildes und meiner Handflächen entfesselt worden.

Als ich das Ausmaß der Zerstörung sah, kehrte ich mich um und versuchte die Hitze um Rücken zu nutzen, um auch die Anderen Viecher zu verbrennen. Meine Hände schwangen von hinten nach vorne. [5/100] Deutete ein kleiner roter Würfel, welcher plötzlich neben mir zu Boden ging. Das Feuer in meinem Rücken kehrte seine Richtung und züngelte ganz gemütlich, wie eine Wand aus Schnecken auf die Feine zu. Die wiederum fanden zwar das Feuer nicht toll, liefen aber einfach drumherum und kreisten mich erneut ein.

Ich war ehrlich gesagt nicht recht in einem Geisteszustand irgendwem bewusst zu helfen, verloren in dem Ruf von etwas tieferem. Hier war so viel davon ringsum und es war so einfach mich schlicht zu bedienen. Der Rest war Instinkt, Stunden an Kampfsport die wohl doch nicht so nutzlos waren wie ich mal dachte.
Sorgen machen brauchten sie sich aber nicht. Mit Schwert und inzwischen auch Schild – oder Schild und Speer oder zwei Schwertern, minütlich wechselnd, wobei man niemals sehen dürfte wie ich irgendwas davon aufhob. Das bläulich schimmernde weiß meiner Waffen schien auch völlig anders als die der Angreifer. Und dann war da noch die Rüstung. Anfangs unscheinbar aus kleinen Stücken die sich an meine Haut hefteten, so bildete sich um mich doch langsam eine dünne Schicht Rüstung, sich flexibel zwischen meine Kleidung legend. Je länger ich kämpfte, desto stärker wurde ich. Nur das einige der Leichen seltsam knochenlos wirkten.

Je länger der Kampf andauerte, desto einfacher fiel mir der Umgang mit dem Dolch. War ja nicht so, dass ich noch nie einen in der Hand gehalten hatte, aber in der modernen Welt war es eher unüblich regelmäßig eine Stichwaffe zu benutzen und bis auf ein paar Grundlagen verließ ich mich eher auf meine gesteigerten Grundattribute und der Tatsache das die Gegner mich nicht sahen. Mein Griff wurde sicherer und ich traf vitale Regionen öfters und musste somit nicht mehrmals in Folge zustechen.

Drei weitere dieser Wesen niederstechend und dabei bemerkend das Day meine Hilfe nicht länger brauchte - wenn auch etwas überrascht über seine Kollektion aus sich wechselnde Knochenwaffen - kehrte ich meine Aufmerksamkeit zu Goro, als plötzlich eine Hitzewelle mein Gesicht traf und ich fasziniert dabei zusah wie sich einige der Wesen zu Asche verwandelte. "Nützlich..." Als sich jedoch eine Feuerwand aufbaute und sich langsam auf dem Schlachtfeld ausbreitete grunzte ich in etwas genervt. Denn Feuer bedeutete Licht und die sich haltene Lichtquelle verringerte meine physischen Fähigkeiten leicht und sorgte zusätzlich dafür das ich wieder für diese Wesen sichtbar war.

Erfolgreich zwei weitere Gestalten erledigend, trotz neuem Nachteil, fiel mir im Feuerschein auf, das mein Körper bedeckt war mit schwarzen Blut. "Urgh...ich brauch nen Bad." Ich seufzte und musterte dabei das Schlachtfeld, als mir auffiel das immer weniger Wesen erschienen. "Oiii, spiel nicht mehr soviel mit Feuer! Du bringst uns noch beide unter die Erde!", schnaufte ich und sprintete zu den Gegnern, die sich außerhalb des Feuerscheines im Dunkeln aufhielten.

Zum Glück waren meine Gegner eher auf Pan fixiert, denn sie hatte gefühlt die meisten unserer Gegner besiegt. Aber auch mein Kumpel aus Mumbai schien sich sehr gut zu halte. Ich nutzte die kurze Pause, die mir Pan verschafft hatte, um einmal alles zu überblicken, was ich im restlichen Schein meines Feuers noch erkennen konnte.
Mumbai trug plötzlich eine Rüstung, sah aus, als hätte man ihm die Haut vom Körper gerissen oder so. -Echt gruselig.
Pan war zwar aus meinem Sichtfeld wieder verschwunden, dafür meinte ich aber in den Schatten weiterhin Feinde fallen zu sehen.
Letztendlich holte sich die Nacht das Schlachtfeld zurück. Das war dann wohl der Moment, in dem ich noch einmal alles aus mir heraus holen musste. Da die Anzahl der Gegner nicht mehr zu nahm, konzentrierte ich mich auf die, die ich um mich herum noch loswerden musste.

Angst hatte ich komischerweise keine mehr. Deshalb, oder gerade deshalb, ließ ich meiner Intuition freien lauf. Also kein Feuer?... Dachte ich laut nach, als meine Hand bereits in den dunklen Nachthimmel griff. Was ich nicht kommen sah, waren die Wesen die ebenfalls die Zeit genutzt hatten und mich ohne zu Zögern abstechen wollten.
Über meinem Kopf entlud sich ein winzig kleiner Blitz, der wiederum meine Hand traf und von dort aus direkt die Gegner im Umfeld erledigte.
Alles in allem war das Ganze weder extrem auffällig, noch spektakulär. Ich spürte aber, dass irgendetwas nicht gar richtig war. Denn bisher war stets dieser Würfel aufgetaucht.

In mir baute sich immer mehr "Druck" auf. Das Gefühl jeden Moment zu explodieren war unerträglich. So sehr, dass ich mit aller Kraft versuchte das wieder loszuwerden, was ich mir da aufgehalst hatte. [84/100] Eine helle Kugel ging vor meinen Füßen zu Boden.
Erst starrte ich das Ding ungläubig an, kickte es dann aber, wie einen Fußball, in die Dunkelheit.
Das Geschoss flog einfach davon und verschwand spurlos in der Nacht.

Ruhe war eingekehrt. Zumindest härte ich aktuell keine Kämpfe mehr. "He!, Mumbai?!" Rief ich die Richtung, aus der mir eine Präsenz in die Augen schien. Vom Boden nahm ich einen brennenden Ast und versuchte damit etwas mehr zu sehen. "Bist du verletzt?" Fragte ich ihn. Meine Schritte waren sehr schnell gewesen. Die Übung um Grasland hatten sich eindeutig ausgezahlt. "Oder wurdest du gehäutet?" Fragte ich weiter. Man erkannte jedoch die einzelnen Platten seines Panzers.

Die Rüstung sah sicher ungewöhnlich aus, dünn, perfekt angepasst aus Puzzlestücken von denen keins gleich zu sein schien. Meine Kleidung verschwand darunter förmlich, eingewoben zwischen den beweglichen Teilen. Warm schien sie auch, zumindest merkte ich kaum wie sie auf meiner Haut lag, stetig anpassend an die Herausforderungen. Feuer schien ihr auch wenig auszumachen oder ich war einfach zu weit weg um Schaden zu nehmen.
Das Licht machte es wenigstens leichter die Gegner zu sehen, wobei diese zunehmend abnahmen und ich mich mehr auf Instinkt verlassen musste. Was gut genug funktionierte. Erst Goros Lichtkugel riss mich aus dem Wahn des Kampfes, blinzelte ich dem verwundert hinterher. Um mich zerbröselte die Rüstung in ihre Einzelteile, sammelte sich in einem Haufen um meine Füße. Einzig das Knochenarmband schlängelte sich zurück um mein Handgelenk und das hochgradig individualisierte Schwert hielt ich noch.
Langsam richtete auch meine Hautfarbe sich wieder weg vom schwarz-grau zu meinem üblichen Bräunung – und ein Stück darüber hinaus, war ich doch merklich blass. „Ich heiß Day“ brachte ich noch heraus, dann sackte ich halb-bewusstlos zusammen, in den Stapel scharfkantiger Knochensplitter die sich unter mir gesammelt hatten. War wohl doch zu viel gewesen.

Für die nächsten Minuten verlor ich mich wieder im Getümmel, schaltete dabei so viele Gegner wie möglich aus, ehe eine greißend helle Kugel das Ende des Kampfes festlegte. Etwas ungläublich starrte ich der Kugel hinterher wie sie in die Dunkelheit verschwand und schüttelte den Kopf. Ich war immer noch nicht wirklich entschlossen was ich von der ganzen Magie Sache halten sollte außer 'Hey das ist cool'.

Mit der Ruhe legte sich die Anspannung und der Adrenalinspiegel sank. Offensichtlich hatte merkte auch meine Magie das ich außer Gefahr war und entschloss sich zurückzuziehen wodurch ich wieder sichtbar war. Neugierig musterte ich die Umgebung und stupste mit einem Fuß gegen einer Leichen. "Sieht grotesk aus. Eine Fantasyrasse? Vielleicht Dämonen..." Es gab nur soviele Horrorgestalten in Fiktionen, weshalb letztere Idee nahe lag. Unsicher über meine Gedanken begab ich mich in Richtung Feuerschein, die sich als Fackel in Goro's Händen herausstellte.

Mich von hinten an ihn anschleichend legte ich eine Hand auf seine Schulter und starrte an ihm vorbei zu unserem bewusstlosen Knochenwunder. "Der lebt noch, oder?", fragte ich nachdenklich und stuppste ihn leicht mit dem Fuß an die Seite, nachdem ich mich genähert hatte. Zumindest hob sich sein Brustkorb noch - also nur bewusstlos und sichtlich schmerzfrei ohne das ich große Verletzungen ausmachen konnte.

Mit den Schulter zuckend und mich wundernd, warum ich nach dem ganzen Massaker nicht müde war, schlang ich den Körper des Jungen wie einen nassen Sack über meine Schulter, vollkommen die nächtliche Stärke ausnutzend. "Wir sollten weiter. Der Leichenhaufen wird wilde Tiere anlocken oder möglicherweise mehr von denen. Ich riskiere lieber auf dem Weg nochmals angefallen zu werden als hier auf den Untergang zu warten.", erklärte ich Goro kurz mit einem Schulter zucken - wobei Day gefährlich wackelte - und machte meinen Weg zum Wagen, wo ich den Jungen ablegen konnte.

Genervt verdrehte ich die Augen, als er mir nun noch einmal seinen Namen nannte. Wichtiger wäre gewesen, ob er sich verletzt hatte. Nun. Jedenfalls konnte ich nichts Offensichtliches erkennen. Die Hand an meiner Schulter ließ mich jedoch schnell wieder zur Sache kommen. "Jaja... dem gehts schon gut." Antwortete ich betont gelassen. Das schwarze Zeug, welches ich nun an meiner Schulter hatte, stresste mich hingegen etwas mehr. Ehe aber Zeit blieb, ihr Missverhalten zu monieren, warf sie sich den Jungen über und trug ihn zum Wagen. Schleppen konnte man es eventuell auch nennen. Ich folgte also und hörte erst einmal zu.
"Du kümmerst dich um den Gaul, ich mich um Mumbai." Stimmte ich zu, indessen es mir gelang das Meiste schwarze Zeug von meiner Schulter zu wischen.

Am Wagen angekommen, half ich dabei den Jungen auf die Ladefläche zu ziehen. Auch wenn ich kein Arzt war. Ich hatte genügend Leute gesehen, die nach einem Faustkampf zu Boden gegangen waren.
Day sah nicht aus, als hätte er direkt was abbekommen. Zur Sicherheit beschloss ich seine Kleidung zu heben und direkt nach Prellungen, Schnitten oder Brüchen zu suchen. Es war aber alles um Rahmen.
Bei der Gelegenheit gelang es mir auch uns Beide etwas zu säubern. Die Leinen die hier herumlagen hätte man zwar verkaufen können, doch erschien es mir wichtiger, die Standards wieder herzustellen.

Bewaffnet mit einem Leinentuch und einem Krug Duftöl, stieg ich letztendlich nach vorne. Auch wenn mich der Anblick dieses Pferdes sehr verängstigte, zog ich meinen Plan durch.
"Keine Ahnung was da gerade ab ging. - Aber wir sind voll die kranke Truppe." Lachte ich vergnügt. Der Rausch des Kampfes war noch nicht gänzlich verflogen. "Du bist voll das Tier. Ich hab gesehen, wie du diese Viecher einfach zerfetzt hast." Schwärmte ich weiter, ehe mein Gesicht wieder ernst wurde. "Hier. Hab Mumbai schon gewaschen. Du kannst das auch ohne Hilfe. Zeig mir einfach, wie ich das Ungeheuer da lenken muss." Noch immer hielt ich alles in meinen Händen. Die Fackel steckte neben mir in einer Halterung.
In meinen Worten lag etwas Angst. Das Pferd und ich würden niemals Freunde werden.

Leben tat ich definitiv noch, war schlicht bewusstlos. Aber sonst fehlte mir nichts – im Gegenteil, hatte mich die Rüstung hervorragend vor Schaden bewahrt, so seltsam sie auch aussah und trotz der konstanten Änderungen. Meine lockere normale Kleidung machte es jedenfalls leichter zu sehen ob etwas passiert war, hatte es ebenfalls unbeschadet überstanden.
Zu säubern war bei mir weniger. Das meiste Blut hatte an Rüstung oder Schwert gehangen und beides hatte sich bereits entledigt. Zumindest schien niemand mein Schwert aufgehoben und mitgenommen zu haben, aber wer dachte auch dass sich mit so was kämpfen lies. Jedenfalls haftete an mir allenfalls noch etwas Knochenstaub und der war leicht genug abzuwischen.
Eine gute Weile später würde ich auch wieder zu mir kommen. War ja zu erwarten, wenn mir sonst nichts fehlte. Wobei ich solche Späße besser nicht mitten im Kampf wiederholen sollte.

Kichernd folgte ich seiner Anweisung und schaute das es dem Pferd gut ging. Es schien immer noch recht verstört zu sein, aber immerhin war es nicht mehr komplett vom Terror gepackt und traute sich den Karren weiterzuziehen. In einem langsamen Tempo setzten wir uns in Bewegung, während ich vom Bock aus die Gegend im Auge behielt. Bis jetzt war es still, doch wer wusste schon wie lange noch?

Goro stieß schließlich nach vorne und mir entwich ein Lachen, als er uns als kranke Truppe bezeichnete. "Das kannst du laut sagen!", grinste ich und streckte stolz die Brust raus, wenn auch sichtlich spielerisch. "Natürlich~ Du bist in der Präsenz der zukünftig besten Kunoichi!" Die Arme in die Hüften gestempt, wedelte ich plötzlich panisch mit den Armen als ich realisierte das ich die Zügel dabei fallen gelassen hab. Ich lachte etwas verlegen und sicherte diese schnell wieder.

Meine Augen glänzten, als ich sah was Goro in Händen hielt. Best bro ever! "Nice! Was das Pferd angeht, ist gar nicht so schwierig. Einfach Zügel halten, ziehen wenn langsamer werden willst und Wellen schlagen, wenn schneller werden soll. Mehr brauchst eigentlich nicht wissen, wir fahren eh nur gerade aus.", mutmaßte ich, nahm Lappen und Öl entgegen ehe ich mich in Richtung Ladefläche verzog. Immerhin flashte ich lieber den bewusstlosen Jungen, als Goro in Panik zu versetzen. "Auch wenn es lustig wäre~", kicherte ich laut ohne drüber nachzudenken.

Auf der Ladefläche angekommen, entledigte ich mich meiner Kleidung und begann damit mich ausgiebig zu schrubben. Zum Glück waren genug Lappen da und ich fand sogar etwas das recht gut half das Blut aus meiner Kleidung zu kriegen. Es war wirksamer als jedes modernes Waschmittel - weshalb ich den Grund auf Magie schob und es dabei beließ. Unwillig das Zeug zu verkaufen, bunkerte ich einen Krug davon seperat und rieb mich anschließend etwas mit dem Duftöl ein, nur um fertig bekleidet mich wieder in Richtung Bock zu begeben. Ein paar Lappen und den Krug mit magischen Waschmittel mitnehmend.

"Ahhhh wunderbare Frische~", seufzte ich laut als ich mich neben Goro niederließ. Ich holte meinen Dolch hervor und begann damit es mit dem Zeug zu bearbeiten. "Hey schau mal, dahinten ist Licht. Sieht nach Häusern aus.", rief ich plötzlich aus und deutete in die Ferne wo sich ein paar glühende Punkte befanden. Glücklicherweise war meine Nachtsicht immer noch gut und ich erkannte das es sich um Gebäude handelte. Wir waren sicher nicht weiter als eine halbe Stunde Fahrt entfernt.

Zögernd nahm ich die Zügel in die Hand und hoffte darauf, dass das Pferd einfach das tat was es sollte.
Zur Not konnte ich ja auch einfach abspringen. "Was wäre lustig?" Fragte ich, war dann aber wieder mit den Zügeln beschäftigt.

Als sie zurückkam und ihren neuen Glanz lobte, kam ich nicht umher dies durch einen prüfenden Blick zu kontrollieren. "Tiptop." Lobte ich das Ergebnis. Dann kam mir wieder ein, was sie zuvor gesagt hatte. "Du bist ein Ninja oder so?" Hakte ich nach, da dies etwas war, das mich schon immer interessiert hatte.
Bevor ich jedoch eine Antwort bekam, wies man mich auf die Lichter in der Entfernung hin. "Was? Ist das son Ninja Ding? Ich seh da nur sone Leuchtwand." Antwortete ich nachdenklich die Augen zusammen kneifend. Zuckte dann aber ernüchtert über meine mangelnden Sehkraft, mit den Schultern.

Sicherheitshalber warf ich auch noch einen kurzen Blick zu Day, nicht dass er hinten heruntergefallen war. Anschließend musterte ich die junge Dame an meiner Seite, versuchte dabei aber auch krampfhaft das Pferd nicht aus den Augen zu lassen. -Man wusste ja nie.

Vom Aufbruch bekam ich natürlich nichts mit. Vielleicht auch besser so, neben einer halbnackten Fremden aufzuwachen war überhaupt nicht mein Stil. Und irgendwo musste ich diese Zwangspause ja auch nötig haben, wenn ich schon so ohne jede nennenswerte Verletzung zusammenbrach.

Aber ohne Ursache hielt es auch nicht zu lange an, kam ich blinzelnd zu mir ehe wir die Siedlung erreichten. Das ich auf den Wagen verfrachtet worden war ließ sich leicht feststellen, setzte ich mich auf um zu sehen wo wir waren. Immer noch der Straße folgend, wie es schien. Lichter waren auszumachen, aber noch war es zu dunkel um viel zu erkennen.

„Mein Schwert hat keiner mitgenommen?“ fragte ich die beiden vorne auf dem Bock. Ein bisschen war ich enttäuscht, selbst wenn ich dazu keinen Grund haben sollte. Augenscheinlich konnte ich mir ja leichtfertig ein neues aus den nächsten Gegnern basteln.

"Ninja? Hmm...das Richtig! Aber ich bevorzuge die Bezeichnung: Kunoichi~ Ninja ist so allgemein...", erklärte ich grinsend ohne mit der Wimper zu zuckend. War ja nicht so, dass ich mit diesen neuen Fähigkeiten nicht wirklich ein Ninja werden konnte. "Auf jedenfall hab ich Nachtsicht und dahinten ist eine Ansammlung von Gebäuden. Ergo, ein Dorf. Immerhin seh ich keins von diesen Biestern." Letzteres machte mich etwas misstrauisch. Die Attacke war viel zu random in der Wildnis. Ich wusste natürlich nicht ob diese Vieher weit verbreitet waren, aber ich konnte das Gefühl nicht los werden, dass diese explizit für uns drei dort waren und das belastete meinen Denkprozess etwas.

Plötzlich spürte ich Bewegung in der Dunkelheit, doch als ich mich umdrehte war es schließlich nur Day, welcher wohl wieder unter den Lebenden wandelte. "Schwert? Nicht wirklich drauf geachtet...", hummte ich nachdenklich. Sein ganzes Knochenzeug konnte schließlich ziemlich verwirrend sein und ich hatte ihn zuvor nicht bewaffnet gesehen. "Wir können morgen dahin zurückkehren wenn du willst, möglichst bei Tageslicht - die Vieher scheinen Licht nicht besonders zu mögen. Ich btw auch nicht...", grummelte ich und starrte dabei intensiv in Goro's Richtung, mein Blick vorwurfsvoll. Seine Feuer Wand und Licht Kugel war nicht in Vergessenheit geraten.

Gerade wollte ich nochmal auf die Nachtsicht zurückkommen, da meldete sich Day. Ratlos hob ich die Achseln und meinte: "Da war kein Schwert." Zwischen den Knochen hätte alles liegen können.
Auf Pans Vorschlag nickte ich einfach nur. Wenn ich schuld daran war, dass er etwas verloren hatte, so musste ich wohl oder übel dabei helfen, es wiederzufinden.
-Schließlich saßen wir im selben Wagen.
Erst jetzt bemerkte ich die Blicke Pans. "Ey!" Murrte ich und sah schnell wieder nach vorne. "Kann auch nix dafür, dass die scheiß Magie macht was sie will."

Es dauerte nicht mehr lange, da waren die Häuser auch schon erreicht. Es handelte sich in der Tat um eine kleine Siedlung. Rings herum waren keine Zäune oder Mauern. Lediglich die kleinen Gärten waren mit simplen Holzstöcken abgesteckt.
Dafür standen jedoch Säulen mit seltsamen Zeigen, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich auf Runen tippen, verziert, um die Siedlung herum. Es war nicht sonderlich schwer zu erraten, wovor man sich hier draußen wohl schützen wollte.
Unbeirrt steuerte ich den Wagen durch die Barriere, direkt auf das größte der Gebäude zu. Zumal dies auch eines der wenigen war, aus dem Licht schien. Auf den zweiten Blick erkannte ich, dass es sich um ein Wirtshaus handeln musste. Nebenan ein Stall, es roch leicht nach Essen und Feuer.
-Könnte gemütlich werden.

Da es mir nicht lag unser treues Pferd zu betreuen, pickte ich mir die Aufgabe heraus zu finden, wie es da drinnen aus sah. So steckte ich als Erstes den Kopf durch die Türe, um das Innere des Hauses zu begutachten.
Zu meinem Erstaunen sah es einfach wie in einem klassischen Rollenspiel aus. Tische und Stühle aus Holz, aufgestellt in unterschiedlichen Sitzgruppen. Am Ende des weiten Raumes, hing ein Kessel über dem Feuer. Direkt daneben war die große Bartheke. Dahinter ein kräftiger Mann, mit Schürze. Die Bedienung, man erkannte sie ebenfalls an der Schürze, war noch recht junge. Höchstens fünfzehn, vielleicht sechzehn.

Es bemerkte mich jedoch zuerst die Herrin des Hauses, eine ebenfalls sehr kräftige, und wie ich feststellen musste, auch sehr starke Frau. Sie zog mich im Vorbeigehen mit auf einen der freien Plätze und warf mir mit den Worten: "Das Pferd kostet extra. Wer sich nicht benimmt, wird den Horglingen zum Fraß vorgeworfen."
Einen Lederdeckel hin. Darauf war ein Krug, ein Teller und das Pferd abgebildet. Mit Kohle hatte man dieses schon eingekreist.
Kurz darauf spurtete ein junger Mann, vermutlich ein Knecht oder Sohn, hinaus um das Pferd und den Wagen zu versorgen. Der Service war wirklich toll, vor allem da man uns nicht kannte. Vielleicht ein Vorteil, wenn man gut gekleidet war? Problematisch würde sich nur die Bezahlung gestalten.

Da war definitiv ein Schwert gewesen. Mit irgendwas hatte ich ja gekämpft, auch wenn die tatsächliche Waffe etwas... fluide war. „Dann ist es zu spät“ murmelte ich nur, mehr aus Instinkt heraus. Dürfte aber auch kaum den Aufwand wert sein deswegen zurück zu kehren. Bis Tagesanbruch hatten die Knochen sicher irgendwelche Tiere verschleppt. Diese neue Magie war schon etwas seltsames, aber ich hatte definitiv kein Problem damit welche zu haben. Fühlte sich richtig an.
Ein leichtes Kribbeln war da als wir die Barriere durchquerten und ich prägte mir die Runen so gut es ging ein. Wer wusste wann das nochmal nützlich werden würde. Wir konnten nicht jede Nacht durchkämpfen oder hoffen auf eine Siedlung zu stoßen. Beim Pferdebetreuen konnte ich auch nicht zu viel helfen, überlies das gerne dem Stallburschen – aber ich half dabei den Wagen zu parken, sicherte die Waren darunter gut mit einer Plane ab. Ein paar wertvoll aussehende Sachen nahm ich mit, mussten wir für die Herberge irgendwie bezahlen. Oder eher feilschen, hatten wir doch bis jetzt keine Münzen.