Insel Fortuna

Und wie ich was fand. Überresten von Kisten, deren Inhalt längst gefressen, verdorben oder sonst wie vernichtet wurden. Die Spur der Trümmer führte wieder in Richtung des Meeres. Scheinbar war hier mal ein Schiff, das an den Felsen weiter draussen unterging. Ich folgte den Spuren und da kam tatsächlich ein Wrack in Sicht, jedoch befand es sich zu tief. Ich ruhte mich an der Oberfläche aus, damit ich einen weiteren Versuch, das Schiff zu erreichen, machen konnte. King Kong befand sich immer noch an derselben Stelle. “Der lässt wohl nie nach.“, murmelte ich und tauchte wieder ab.

Ich wartete ab wann Kenji wieder auftauchte und war jedesmal erleichtert wenn er wieder hochkam. Natürlich könnte ich ihn auch diesmal wieder rausholen falls was passieren würde aber das änderte nichts daran das ich tiefe natürliche Gewässer nicht ausstehen konnte. Dementsprechend konnte ich nicht viel mehr tun als abwarten bis er zurück kam und erzählte was er entdeckt hatte.

Mit grossen Schwimmzügen ging es abwärts in die Tiefe dem Wrack entgegen. Unten angekommen war die Sicht etwas verschwommen, weil mir bereits der Sauerstoff ausging, also würde ich nicht lange bleiben können. Das Holz war morsch und überall gab es irgendwelche Korallen, Seetang und Sonstiges. Man sah aber auch deutlich, dass dieses Schiff voll mit irgendwelchen Kisten beladen war, bevor es sank. Für mehr blieb mir keine  Zeit, sonst würde ich noch sterben. Mit letzter Kraft durchbrach ich die Oberfläche und rang sichtlich zuerst nach Luft.

Ich schaute etwas besorgt als Kenji husten wieder hoch kam, aber es sah nicht so aus als ob ernsthafte Schwierigkeiten hatte weswegen ich auch nicht zu ihm kam. "Alles ok?" fragte ich aber trotzdem halblaut rufend und hoffte einfach das King Kong es nicht hören würde. Aber ich wollte auch wissen ob was war, das ganze nur rumsitzen und warten machte mich noch kirre..wobei es mich trotzdem nicht ins Wasser bewegen würde.

Ich gab keine Antwort auf den Ruf von Scat, sondern kam direkt zurück geschwommen. Ich hatte meine Kraft verbraucht und würde heute wohl nicht mehr so tief tauchen können. Ich bemerkte das Geschoss zu spät und vernahm nur der Schmerz an der Schulter. Dieser Affe hatte auf den Ruf sofort reagiert und mich gesichtet. Danach warf er auch den erstbesten Stein, den er gerade zur Hand hatte. Ich sank ein paar Meter ab, ehe ich mühsam wieder auftauchte. Wie ein Krüppel bewegte ich mich vorwärts und erreichte das Kon-Tiki ohne wieder getroffen zu werden.

Ich zögerte zu lange als Kenji getroffen wurde um ihm im Wasser noch zu helfen, zog ihn aber an Bord da er offenbar an der Schulter verletzt war und ein paar Probleme hatte. Leise murmelte ich eine Entschuldigung, ohne mein Rufen wäre das nicht passiert und jetzt war King Kong offenbar neu motiviert und begann uns mit einem Steinhagel einzudecken so dass wir erstmal im Unterstand Schutz suchen mussten.

Der Treffer und das es mich auch noch traf gab dem Vieh neuen Eifer, den es mit einer Bombardierung unseres Schiffes zeigte. Dankbar liess ich mich auf das Deck helfen, aber ihre Entschuldigung winkte ich ab, da es auch meine Schuld war. Der Stein hatte mir die rechte Schulter etwas aufgerissen, wobei ich dem sicher tapfer standgehalten hätte, wäre da nicht das Salzwasser gewesen. Dieses brannte nun unerträglich und ich keuchte verbissen vor Qualen. Ich stiess einen leisen Fluch aus über King Kong und seiner ganzen Generation und dass ich ihn eines Tages dafür wieder bluten lasse.

Ich konnte mir vorstellen dass das Salzwasser ziemlich brannte und spülte die leichte Verletzung mit ein bisschen Wasser und dem Saft einer säuerlichen Frucht aus die das ganze desinfizieren sollte. Ein paar Blätter von dem Bananenbrotbaum legte ich drauf und befestigte sie leicht, soweit ich wusste halfen die gegen Entzündungen und noch einen Haufen anderer Sachen.

Ich zog scharf die Luft ein, als Scat mit der Behandlung anfing. Gab diesbezüglich keinen Kommentar als sie nun diesmal Medizin von der Insel verwendet und nicht die von der realen Welt. Es war mir aber auch egal, da ich glaubte, dass sie schon wüsste was sie tat. Es war nur seltsam Schürfwunden mehr weh taten, als tiefe Wunden. Die ganze rechte Schulter beziehungsweise Schulterblatt hatte es erwischt, aber wirklich gefährlich war sie trotzdem nicht, ausser es würde sich entzünden. Jedenfalls wird mit dem Tauchen für Morgen nichts.

"Ist nichts schlimmes, war nur ein scharfkantiger Stein ders aufgeschürft hat..." versuchte ich Kenji zu beruhigen, merkte doch das er leicht angespannt war wohl weil das ganze wehtat und sich schlimmer anfühlte als es war. "Das tut nur wegen dem Salzwasser so weh, allerdings dürfte das auch eine Entzündung verhindern" erklärte ich noch und küsste ihn leicht auf die Wange. Dieser Affe da war eindeutig klüger als gesund war.

Ich lächelte leicht als sie mich auf die Wange küsste, jedoch verzog ich das Gesicht wieder vor Schmerzen. “Muss nicht automatisch heissen.“, murmelte ich nur und nahm mir eine Schmerztablette. Dem Affen war wohl die Energie ausgegangen, daher stand ich noch etwas schwankend auf. “Ich werde ihn nun dafür grillen.“, meinte ich etwas wütend und machte Anstalten nach draussen zu gehen.

Ich hielt Kenji fest als er raus gehen wollte und drückte ihn wieder runter. "Nein, heute wird niemand mehr verbrannt auch nicht dieser Affe. Du bist zu erschöpft dafür, hast ihn letztes Mal schon von hier aus nicht getroffen und wirst am Ende nur das Boot in Brand stecken. Bleib sitzen, iss was und ruh dich aus" sagte ich und schaute ihm dabei in die Augen damit er verstand wie ernst es mir war.

Ich war versucht sie zu schlagen und einfach hinaus zu gehen, um mich King Kong zu stellen. Aber sie appellierte an meiner Vernunft und ich liess es bleiben. Meine Stimmung sank und ich wurde wieder merklich ruhiger wenn auch trauriger. Ich nuschelte nur was Unverständliches, was man mit viel Interpretation wohl als eine Entschuldigung deuten konnte. Ich lehnte mich an Scat. “Ich hab heute nichts gefunden, nur ein Schiff, das ein paar Meter von hier zu Grund gelaufen ist. Es war mit mehreren Kisten beladen.“, erzählte ich ihr, was ich in meinen Tauchgängen entdeckt hatte.

"Ist doch schon mal ein Anfang" meinte ich nur und nahm ihn in den Arm, dankbar dafür das er nicht einfach losstürmte und was dummes anstellte. "Schlaf jetzt besser etwas..das brauchst du" sagte ich sanft, legte ihn hin und deckte ihn mit seinem Mantel zu.

“Die Frage ist nun, was dieses Schiff gelagert hatte. Jedenfalls war es zu tief, damit ich mich genauer umsehen konnte. Ich werde morgen einen weiteren Versuch starten, jedoch glaube ich nicht daran, viel zu erreichen.“, sagte ich und deute mit einem Kopfnicken auf meine lädierte Schulter. Ich machte scheinbar nicht den besten Eindruck, weshalb Scat mich ermahnte etwas zu schlafen. Ohne Gegenwehr liess ich mich hinlegen und dämmerte auch recht bald ein, da die Schmerzen grösstenteils von der Tablette unterdrückt wurden.

"Das finden wir schon raus" ermunterte ich ihn und wartete dann bis er eingeschlafen war. Es war inzwischen Nachmittag und ich wusste schon was ich tun würde: King Kong ärgern. Als ich nach was zu essen gesucht hatte war mir aufgefallen das hier einige Graupapageien lebten oder zumindest sowas ähnliches und ich wusste aus Biologie das die für ihr Leben gern Stimmen nachahmten. Daher jumpte ich auf die Insel, soweit weg von dem Affen wie möglich und machte mich auf die Suche nach einem Jungvogel den wir eine Weile auf dem Boot halten könnten...außerdem wäre er eine schöne Beschäftigung.

Ich schlief vorerst durch aufgrund der Anstrengung, wenn auch nicht ganz ruhig, denn die Wunde war an einem ziemlichen ungünstigen Ort platziert. Dennoch bekam ich eigentlich nichts mit, auch wenn Scat auf der anderen Seite der Insel einen Vogel sammeln wollte, um damit irgendwas anzustellen. Dabei gibt es auch noch genug andere Gefahren, ausser den Affen, der sich am Strand tummelt.

Ich suchte ruhig und vorsichtig ein paar Bäume ab in denen ganz offensichtlich Papageien verschiedenster Arten lebten und fand schließlich auch ein Nest mit einem Jungvogel der gerade erst flügge geworden und offenbar von seinen Eltern bereits verlassen war. Sanft redere ich auf ihn ein bis er sich schließlich auf die Hand nehmen ließ, dann jumpte ich mit ihm zurück auch wenn ihn das in ziemliche Aufregung versetzte. Schreien konnte er jedenfalls schon mal...

War King Kong mal wieder leise und man hatte seine Ruhe, kam wieder ein neuer Plagegeist. Ich blinzelte als ich irgendwas krähen hörte, das sich scheinbar auf dem Schiff befand, weshalb es sich aus meinem Erholungsschlaf riss. Müde kam ich aus dem Unterstand und schaute verdutzt den Vogel in den Händen von Scat. Mit einem etwas schrägen Kopf fragte ich, “Wasn das?“

"DAS ist ein junger Graupapagei, der uns noch gegen King Kong helfen wird und er heißt Zazu" erklärte ich auf Kenjis verschlafenen Blick hin, dann fing ich an den kleinen zu beruhigen indem ich ihn streichelte und mit ein paar Stücken von Früchten fütterte. Der schien sich langsam zu beruhigen und krächzte nur  noch leise wenn er noch ein Stückchen Obst wollte.

Ich schaute wahrscheinlich noch blöder als zuvor, als sie meinte dieser Papagei sollte uns gegen King Kong helfen. Das einzige was uns helfen würde wäre ihn zu grillen, aber dazu war ich nun mal nicht in der Lage. Ich kam etwas näher um ihn mir genauer anzusehen. “Inwiefern sollte uns der Papagei…also Graupapagei uns gegen King Kong helfen?“ Ausser mich skeptisch anzusehen, meinte ich, wobei ich den letzten Teil mehr dachte beim Blick des Vogels.

"Papageien können Stimmen nachahmen. Wir lassen den Kleinen hier auf dem Boot bis er unsere Stimmen nachmacht und setzen ihn dann wieder auf der Insel aus. Er spricht dort weiter, die anderen Papageien machen es nach und King Kong hört von fast überall her unsere Stimmen obwohl wir nicht da sind" erklärte ich lächelnd während Zazu Kenji skeptisch musterte als könnte er ihn nicht für voll nehmen.

“Ah?“, meinte ich nur und erwiderte seinen Blick. Den Affen auch noch wahnsinnig machen, dass kann ja mal übel enden. Als wäre er nicht schon genug durchgedreht. Und am Ende will Zazu nicht mehr zurück oder was weiss ich. Nun hob ich meinen Kopf und musterte Scat. Wahrscheinlich sucht sie sich auch nur ein Hobby, damit sie nicht ins Wasser muss. “Und…wie stellst du dir das vor? Ich mein, King Kong kann uns riechen, ob dieser Trick bei ihm funktioniert?“

"Klar kann er uns riechen, aber nur auf eine gewisse Entfernung und die Stimmen werden ihn verwirren" erklärte ich und band Zazu mit einer stabilen Schnur an der Reling fest, so dass er Freiraum hatte aber auch nicht weg flog. Eigentlich hatte ich den Kleinen jetzt schon sehr gern und wollte ihn fast gar nicht mehr wieder weg lassen.

Ich beugte mich zu ihr, als sie Zazu anband. “Und wann willst die Angst vor dem Wasser überwinden?“, fragte ich dann. Es war mein voller Ernst, das sie sich damit mal auseinander setzt und nicht immer davon flieht. Ob sie sich nun einen Vogel oder sonst was anschafft zur Ablenkung. Versteht sie denn unsere momentane Situation nicht, denn es könnte so viel passieren. “Du hast dir doch auch darüber Gedanken gemacht? Der Affe dort drüben ist nicht unser grösstes Problem, Scat“ Die Worte klangen barscher als sie gemeint waren.