Insel Fortuna

Ich bekam jetzt erst langsam mit was eigentlich los war, nämlich das King Kong praktisch vor der Tür stand und sicher nichts gutes vor hatte. "Klar machen? Wir haben keine Vorräte...wir könnten allenfalls um die Insel fahren aber der folgt uns sicher an Land..." meinte ich flüsternd zurück und schaute Kenji dabei mit großen Augen an.

“Wir haben keine andere Möglichkeit, wir müssen die Vorräte später besorgen oder dann auf anderen Wegen.“, meinte und verstand selber, dass wir uns nicht gerade in einer guten Position befanden. Dieser verdammte Affe wird noch mein Grab schaufeln, dachte ich verdrossen. “Du müsstest einfach alle unsere Sachen verstauen und das Schiff ins Wasser bringen.“, flüsterte ich und griff langsam nach dem Schwert, denn der Affe hat beschlossen uns zu besuchen und kam nun bedrohlich näher.

Ich nickte und verschwendete nicht noch groß Worte der Erklärungen, das könnten wir auf dem Boot noch ausmachen. "Ich hol dich wenn ich alles habe" versprach ich Kenji nurnoch, eh er sein Schwert nahm und sich bereit machte zu kämpfen, dann sprang ich schon auf, schnappte mir unsere Sachen und jumpte aufs Boot. Vorläufig ließ ich die Sachen einfach in dem kleinen Unterstand auf dem Boot einfach liegen und machte mich daran es ins Wasser zu kriegen, was alleine nicht so einfach war.

“Hey King Kong, du Banause.“, rief ich, um ihn von Scat abzulenken, doch scheinbar funktionierte das nicht allzu gut. Denn der Affe machte nur kurz inne und schaute mich direkt an, ehe er sich aber dann an Scat wendete. Dass sie aufs Boot jumpte gab mir die nötige Zeit hinaus zu rennen und gerade noch rechtzeitig den Angriff von King Kong abzuwehren, denn zuerst musste er sich umschauen, wo sie gelandet war. Scheinbar hat er ihr nicht verziehen, als sie ihm damals das Schwert in den Rücken rammte. Auch besass er nun dort eine grosse Narbe und das Fell fehlte.

Ich war froh das Kenji sich um King Kong kümmerte und kriegte es irgendwie auch hin das Boot ins Wasser zu schieben. Vorläufig trieb es ziellos vom Ufer weg, aber da ich ja direkt drauf jumpen konnte war das nicht so wichtig. Schnell schaute ich mich um wo die beiden steckten, jumpte dann einfach direkt zu Kenji, packte ihn und landete mit ihm leicht schwer atmend wieder auf dem Boot das inzwischen schon in tieferen Wassern vor sich hin trieb.

Wir prügelten uns am Strand entlang, dabei versuchte ich möglichst keine Verletzungen zu kriegen, weshalb mit doppeltem Eifer kämpfte. Doch King Kong schien das locker mit seinem Durst nach Rache auszugleichen. Funken stoben und Metall klirrte, doch ich konnte den Affen noch in Schach halten. Langsam hatte ich auch genug Kampferfahrungen gemacht, um seine Schwachstellen zu kennen, dennoch konnte ich keinen entscheidenden Treffer landen. Und dann kam Scat aus dem Nichts und jumpte dann wieder mit mir zum Boot. Ich atmete ebenfalls vor Anstrengung und hielt sie in den Händen, wie sie mich. “Das hast du gut gemacht“, keuchte ich und lächelte.

Wir hatten noch nicht ganz Ruhe, denn King Kong war einmal nicht erfreut das ich Kenji weggeholt hatte und hatte zudem noch entdeckt wo wir waren und tobte jetzt wie von der Tarantel gestochen am Strand umher. "Versuchen wir einfach um die Insel zu fahren..." schlug ich vor. "Vielleicht verliert er ja irgendwann die Lust oder wird müde uns zu folgen. Lass mich ein paar Stunden ausruhen dann kann ich uns auch was zu essen holen" erklärte ich während ich mich erschöpft hinlegte. 3 Mal direkt nach einander jumpen war zwar möglich ohne das ich zusammenbrach, aber es war auch anstrengen vor allem wenn ich was oder wen mitnehmen musste.

Man konnte gut beobachten wie King Kong einen Wutausbruch hatte, aber er traute sich dennoch nicht uns ins tiefe Wasser zu folgen. Also nahm er einfach Steine, die am Strand lagen, und warf diese mit einem lautem Gebrüll nach uns. Aber ich kümmerte mich lieber eins nach dem andern. “Lass das ruhig meine Sorge sein.“, meinte und strich ihr behutsam durch die Haare, “Du kannst dich im Unterstand ausruhen, bis du wieder zu Kräften gekommen bist.“ Damit trug ich sie schon dahin und bette sie ein, wobei ich noch das daneben stellte was wir gerade noch so besassen, falls sie Hunger oder Durst bekommen sollte. Ich küsste ihr noch kurz auf Stirn, ehe ich wieder nach draussen ging, weil ich mich nun um den Affen zu kümmern hatte. Ich steuerte einfach das Boot weiter raus, damit die Geschosse vor dem Schiff gefahrlos ins Wasser klatschten. Nachdem begann ich mit dem Gegenfeuer und schoss einige Feuerbälle ab, die jeweils kleinere Explosionen am Strand verursachten. Auch Spott oder Flüche wechselten hin und her. Den Kampf führten wir beide solange weiter, bis wir erschöpft waren und nur noch atmend in den Himmel starrten und wieder Ruhe herrschte.

Ich ließ Kenji einfach machen, er hatte beim Bauen ja das meiste gemacht und würde wissen wie das Ding zu steuern ist. Allerdings war sein Hin und Hergeschreie mit King Kong auch nicht gerade leise, wobei ich dennoch nach einiger Zeit einschlief und von dem Rest nicht mehr allzuviel mitbekam. Nur gut das dieser Affe sich nicht traute uns ins Wasser zu folgen, hieß wir waren zumindest vor ihm vorerst sicher.

Ich blieb einfach eine Weile auf dem Deck liegen und lauschte Meer, wie das Wasser gegen das Kon-Tiki schwappte. Aber allzu bald musste ich mich mühsam aufraffen, denn das Schiff trieb immer weiter planlos hinaus. Ich setzte mich an die Pinne um die Kontrolle zu übernehmen und steuerte es zurück zur Inseln, bis ich eine gute Felsformation im Wasser sichtete, an denen ich uns mit dem Seil befestigen konnte. Damit wären wir immer noch ausserhalb der Reichweite von King Kong, sollte er auftauchen, und nicht weit im Meer draussen. Nachdem die Arbeit getan war, legte ich mich neben Scat und kuschelte mich an sie. Es tat gut sie in der Nähe zu haben und bald dämmerte ich auch schon weg.

Ich wachte nach ein paar Stunden auf, stellte fest das ich an Kenji gekuschelt da lag und das Boot offenbar irgendwo festgebunden war. Von irgendwo weit weg waren ein paar Schreie zu hören, vermutlich King Kong. Sanft küsste ich Kenji auf die Stirn, dann stand ich auf und jumpte auf einen der höher gelegenen Felsen um und was zu essen zu besorgen. Der Affe würde mich hier oben nicht so schnell finden und wenn war ich schneller weg als er schauen konnte.

Ich blieb schlafend liegen und murmelte nur etwas unverständliches, als Scat mich küsste und sich dann auf Nahrungssuche begab. King Kong hatte uns inzwischen auch wieder gefunden, aber wir befanden uns zum Glück ausserhalb seiner Angriffsfläche. Das Toben des Affen und das fehlen von Scat brachte mich dazu nach ein paar Minuten aufzustehen. Müde kam ich aus dem Unterstand und rieb mir die Augen. Das erste was mir auffiel war der Affe am Strand. Ich winkte ihm zu, als wäre er mein neuer Nachbar und setzte mich hin, die Füsse ins Wasser haltend. Noch machte ich mir keine Sorgen, aber sollte Scat nicht auftauchen würde ich sie suchen gehen.

Ich hörte King Kong unten rumtoben, aber da Wind schlecht abwärts wehte würde er mich hier oben nicht riechen können. So sammelte ich in aller Ruhe Früchte, fand zu meiner Freude auch einen Bananenbrotbaum und nahm mir davon so viel ich tragen konnte. Kenji war inzwischen wach, ich konnte ihn auf dem Boot von hier oben sehen und deshalb gezielt drauf jumpen. "Frühstück" meinte ich lächelnd und gab ihm eine frische Frucht eh ich den Rest ablegte. King Kong unterdessen hatte verdutzt sein toben eingestellt und fragte sich offenbar wo ich den jetzt herkam.

Ehrlich gesagt erschreckte es mich nicht sonderlich, dass Scat plötzlich bei mir auftauchte, denn ich hatte schon sowas erwartet. Ich erwiderte ihr lächeln und nahm dankend die Frucht entgegen. “Wollen wir heute noch etwas tauchen oder schwimmen?“, fragte ich und schnitt die Frucht in einzelne Schnitze. Ich gab ihr welche und der Rest verschwand in meinem Mund. King Kong hatte es anscheinend aufgegeben und war im Dschungel verschwunden. Er würde womöglich dann auftauchen, wenn wir wieder an Land gingen oder er heckt irgendwas Neues aus. Wer weiss was er ausser einem Schwert noch so auftreiben konnte.

Ich aß auch etwas und räumte den Rest in den Unterstand, schaute aber etwas skeptisch ins Wasser als Kenji fragte ob wir schwimmen oder tauchen wollten. "Das ist aber tief..." meinte ich ein bisschen kleinlaut, er wusste ja nur zu gut das ich mit Wasser nicht gerade befreundet war. Auch wenn ich schwimmen konnte, seit ich auf diesen einem Ausflug mit meinen Großeltern beinah ertrunken wäre wagte ich mich nicht mehr wirklich in Gewässer in denen ich nicht stehen konnte.

Unsere Suche nach dem Atlas würde uns ins Wasser führen, dass wusste Scat, dennoch war sie immer noch was eingeschüchtert. Was ich durchaus verstehen konnte. Aber sie hatte sich ja schon der Höhenangst gestellt, eher unfreiwillig aber das spielte keine Rolle, und konnte alleine die Felsen betreten ohne Angst zu haben oder zumindest war es ihr nicht bewusst. Ich nahm sie in den Arm. “Ich werde bei dir sein. Ausserdem reicht es wenn wir nur etwas schwimmen als Aufwärmung.“, meinte ich ruhig. Ob ich wohl diesmal ebenfalls eine Ohrfeige kassieren würde?

Ich lehnte mich leicht an Kenji als er mich in den Arm nahm, schüttelte aber den Kopf. Das mit der Höhenangst war etwas anderes, die Felsen konnten so hoch sein wie sie wollten solange ich festen Boden unter den Füßen hatte und geklettert war ich seit dem ja auch nicht mehr groß. Aber schwimmen wo ich die ganze Zeit daran denken musste wie ich mal ertrunken war? Nie im Leben

Innerlich seufzte ich und wusste nicht, wie ich dieses Problem angehen sollte. Konfrontation hiess es bei mir immer bei solchen Sachen. Dies wird wohl oder übel auch passieren, dass Scat sich mit dem Problem auseinandersetzen muss. Und das lieber solange ich noch beistehen kann und nicht in einer schlechten Situation auf dem Meer. Zuerst musste ich selbst das Problem kennen, bevor ich irgendwie helfen konnte, daher strich ich ihr behutsam durch die Haare und begann langsam auf sie einzureden, “Scat, willst du nicht erzählen, was damals vorgefallen ist? Dass du solche Angst hast, denn du bist eigentlich eine passable Schwimmerin. Schliesslich hast du mich aus dem Wasser gezogen, als King Kong mich hinein geworfen hatte. Du hast dich ebenfalls in den Felsen gut geschlagen, als wir beinahe im Innern ertrunken wären.“ Die Frage hatte ich schon mal gestellt, aber damals war sie ausgewichen. Ob es heute wieder so ist?

Ich schüttelte energisch den Kopf als er mit diesem Gefrage anfing..wieder. "Hör auf mit diesem Psychotherapeutenzeug darüber weiß ich sicher mehr als du und ich kann dir versichern das der auch erfolglos versucht hat irgendwas aus mir rauszubekommen." meinte ich nur fest, schaute ihm aber nicht in die Augen. "Ich werde nicht schwimmen gehen..jedenfalls jetzt nicht" Ob ich es später tun würde ließ ich allerdings auch offen.

“Das ist mir sehr wohl bewusst, daher hatte ich gehofft du würdest es verstehen, dass ich keine Therapie machen will, sondern mir einfach nur Sorgen mache. Was willst du tun, wenn du alleine bist? Was, wenn deine Kräfte dich verlassen, da du keine Übung im Schwimmen hast? Was wenn dich die Panik überrennt? Du bist in grösserer Gefahr als ich, aufgrund deiner Fähigkeiten zu springen.“, gab ich ihr zu denken und ging in den Unterstand, um mir die Badhosen anzuziehen. An Deck wieder zurück gekehrt band ich mir noch das Messer ums Schienbein. “Denk darüber nach, Scat“, sagte ich zum Abschied und war mit einem Kopfsprung im Wasser verschwunden.

Klar seine Sorgen waren berechtigt, aber das würde auch nichts an meinem Entschluss ändern. Und vielleicht brauchte es ja genauso eine Situation wo ich fast draufging damit ich lernte wie man auch ohne Schrittfolgte jumpte. So blieb ich einfach still mit verschränkten Armen stehen und wartete das er ins Wasser verschwand damit ich zumindest vorläufig etwas Ruhe hatte. Als Kenji dann weh war setzte ich mich daran das Bananenbrotzeug zu schneiden und trocknen zu lassen.

Ich tauchte auch nach einigen Meter wieder auf, um Luft zu schnappen. Wir waren ein gutes Stück entfernt vom Festland, weshalb es hier sehr Tief war, womit ich keine Chance hatte den Meeresgrund zu erreichen. Aber auch hier gab es genug zu forschen, denn es gab Felsen im Wasser, die anscheinend frei schwebten nur eben unter Wasser. Es gab dadurch ein riesiges Korallenriff. Das Boot war auch an einem der Felsen angebracht, nur war ich damals zu müde gewesen mir das Ganze hier genauer anzusehen. Ich schwamm nach einiger Zeit zum Schiff zurück und lehnte mich über die Reling. “Ich werde mich am Strand umsehen. Da es dort wesentlich weniger Tief ist.“

Kenji kam öfter mal hoch um Luft zu holen und schließlich auch wieder an Bord um zu sagen das er sich am Strand umsehen würde. "King Kong ist immer noch da..." gab ich zu bedenken und deutete auf den großen Affen der sich am Strand offenbar auf eine längere Belagerung einrichtete. Wenn Kenji zu nah an ihn ran kam würde das sicher nicht gut für ihn enden..

“Wenn er auf mich zukommt werde ich weg sein, ehe er die Gelegenheit hat mich zu kriegen. Ich werde auch nur so nah gehen, bis ich bis auf den Meeresgrund komme.“, meinte und tauchte unter dem Schiff durch. Ich musste einige Meter schwimmen, bis ich mein Ziel erreicht hatte. Besorgt vergewisserte ich mich wo King Kong stand, aber offenbar hatte er mich nicht wahrgenommen, da ich auch nicht gerade vor seiner Nase planschen wollte. Unter Wasser begann ich wieder den Sand abzusuchen nach irgendeiner einer Spur, die uns weiterhelfen würde.

"Pass trotzdem auf..." rief ich ihm noch nach ehe er verschwand. Er passte zwar auf King Kong nicht auf sich aufmerksam zu machen, aber ich behielt ihn trotzdem im Blick um Kenji warnen zu können auch wenn ich mir nicht sicher war wie ich das anstellen sollte. Aber ich war mir sicher das er irgendwas finden würde  und sei es nur eine Scherbe mit dem Ausschnitt eines weiteren Spruches darauf.