Insel Fortuna

Ich Kramte im Rucksack herum um diese Streichhölzer zu finden, um erstmal etwas Licht in die Sache zu bringen. Endlich fand ich sie und probierte eins anzuzünden. Ich brauchte drei Versuche bis ein Streichholz brannte.

Erste Erkenntnis, es war keine scharfe Abzweigung sondern eine Sackgasse.
Zweite Erkenntnis, Scat war nirgends, also war sie hinter der Mauer.
Dritte Erkenntnis, scheinbar stand hier ein Rätsel.

Ich konnte beinahe aufheulen. Wieso, wieso ausgerechnet jetzt!

Ich fing leise an zu schluchzen, befürchtete das Kenji irgendwas passiert war und ich hier nie wieder raus kommen würde. Das Rätsel auf seiner Seite lautet wie folgt:
Durch Höll und Himmel erklingt's wie ein Hauch,
und im heimlichsten Pulsschlag vernimmst du es auch,
es schwebt bei den Horen zuvorderst im Rhein,
und was hoch ist und herrlich, das schließet es ein.
Oh stumm auch, erscheint's dir in jegliche Tat,
und die Heerschlacht beginnt's und beschließe es ihm Rat:
aus der Lohe, der wehenden, winkt es dir zu
und es schärft sich im Licht und erstirbt in der Ruh.
Dem Gedanken versagt sich's, nicht fasst's der Verstand,
doch in Blindheit ergreif's, und du hast's in der Hand;
sanft schwellt's dein Gefühl und vollendet dein Ich,
und zu Erz wird dein Herz, wenn es treulos entwich.
Wie heiße ich?
Als Lösungsmöglichkeiten standen darunter sämtliche Buchstaben des Alphabets von denen man wohl die drücken sollte die die Lösung ergaben ansonsten würde sich die Wand nicht bewegen. Das bei einem Fehler schnell Fallen ausgelöst werden könnten hatten wir ja schon letztens erfahren.

(ooc: versuchs ne viertelstunde lang selbst zu lösen, dann kannstes googln XD )

Das erste Streichholz brannte runter ohne dass ich mich gerührt hätte. Hastig zündete ich ein weiteres an und begann den Text langsam herunter zu lesen. “Wie heisse ich? Weiss ich doch nicht! Woher auch!“, begann ich mit mir selbst zu reden. “…im heimlichsten Pulsschlag vernimmst du es auch…also fühl ich es?“ Mit der Mitte des Gedichts konnte ich nichts anfangen, ja verstand nicht mal alle Wörter. “Dem Gedanke versagt sich’s, nichts fasst’s der Verstand…etwas was ich nicht begreife? Das trifft auf ziemlich viel zu. …vollendet dein Ich, und zu Erz wird dein Herz, wenn es treulos wird. Scheisse!! Ist es…Liebe? Schmerz? Feuer?!“ Ich verzweifelte richtig an der Wand und begann im Kreis zu laufen, während ich lautstark etwas schrie oder fluchte. “Schauen wir das Ganze wörtlich an“, kicherte ich. “Also..“ Und brabbelte das wieder mehrmals durch. “Die Lösung ist H, wie Hanswurst!“

Ich drückte auf H und eine Weile passierte nichts. Ich wollte schon eine weitere Taste drücken, doch da bewegte sich die Wand und zum Vorschein kam eine wimmernde Scat. Ich kniete mich nieder und nahm sie in die Armen. “Sh…alles ist Gut“, flüsterte ich ihr ins Ohr, musste aber selber ein paar Tränen vergiessen.

Ich blieb einfach da, hörte Kenji der auf der anderen Seite ob des Rätsels halb verzweifelte nicht und verzweifelte selber an dieser undurchdringlichen Dunkelheit. Nach einer scheinbar endlosen Weile hörte ich ein leises Scharren, dann bewegte sich diese verfluchte Wand endlich und Kenji nahm mich in den Arm. Schluchzend drückte ich mich an ihn, flüsterte: "Ich dachte dir wäre was passiert..." Das war meine größere Sorge gewesen, auch wenn der Gedanke nie mehr rauszukommen auch beängstigend war.

Tröstend streichelte ich ihren Kopf. “Und ich dachte du wärst einfach ohne mich weiter gegangen.“, erwiderte ich, “Ich hab draussen nur einen alten Bekannten wieder getroffen, danach hab ich mich auf die Suche nach dir gemacht.“ Ich hielt sie weiter in den Armen, als mitten in dieser rührenden Situation das Streichholz erlosch.

"Als ob ich im Dunkeln irgendwo hingehen würde...nicht nach den Fallen letztens..." meinte ich nur und blieb einfach an ihn gelehnt. Über seine Schulter sah ich trotz des erloschenen Streichholzes eine massige Gestalt die Treppe runter kommen. "Kenji..? Dein Bekannter ist nicht zufällig ein Verwandter von King Kong, oder?" flüsterte ich leise. King Kong hatte anscheinend die Treppe entdeckt und beschlossen das er noch eine Rechnung mit Kenji offen hatte.

“Musst du nicht“, besänftigte ich Scat, doch dann fragte sie, ob ich einen Verwandten von King Kong getroffen hätte. Ich erstarrte und sagte etwas erschrocken, “Woher…“ Doch ich wurde unterbrochen durch ein Triumphgeheul. Er hatte meine Witterung aufgenommen und stürmte mit dem Schwert auf mich los. Blitzschnell liess ich Scat los und rannte dem Affen entgegen. Die Schwerter trafen sich mit voller Wucht. Beide waren durch den anderen gestoppt. “King Kong“, stiess ich leise hervor. “Feufeu“, knurrte er seinerseits. Die Schwerter zitterten, als wir stumm ein Kräftemessen austragen.

Ich drückte mich an die Wand als die beiden anfingen zu kämpfen, in die Reichweite ihrer Schwerter wollte ich beileib nicht geraten. Allerdings hatten wir ein Problem: Es war dunkel, King Kong konnte uns riechen und versperrte den Ausgang, wir konnten keine Magie anwenden und hinter und führte nur ein Weg ins Sonstwo der vermutlich mit Fallen gespickt war. Verdammt. Aber irgendwie mussten wir doch hier raus kommen... entweder Kenji schaffte es mit King Kong die Seite zu tauschen, dann könnten wir zumindest hier raus oder ich versuchte entgegen aller möglichen Gefahren zu jumpen. Wobei ich mich immer noch fragte warum dieser Affe anscheinend einen Narren an uns gefressen hatte...

Ich war ihm schon in physischer Stärke unterlegen, aber hier im Gang bekam er noch weitere Vorteile, dass ich keine Magie gebrauchen und er mich in der Dunkelheit erfassen konnte. Dementsprechend musste ich mit mehr Verlust rechnen. Auch wenn er mich nie richtig treffen konnte, taten die Schnittwunden weh und bremsten meine Bewegungen. Ich wurde immer mehr zu Scathach zurück gedrängt. Als wir nahe genug waren, holte King Kong zu einem gewaltigen Schwerthieb aus. Ich konnte zwar den Schlag parieren, aber die Klinge drückte mich auf die Knie. “Geh nach draussen“, keucht ich mühsam, während der Affe sein Schwert auf meins presste. Er war im Moment zu sehr beschäftigt mich umzubringen, dass Scat leicht an ihm vorbei kommen würde.

Ich konnte in der Dunkelheit kaum etwas erkennen, aber es war offensichtlich das Kenji im Nachteil war. Kenji rief mir zu das ich nach draußen gehen sollte, aber wenn ich ihn allein ließ würde er das vielleicht nicht überleben...mir blieb nur eine Chance. King Kong hielt im Moment still, also lief ich gerade aus, machte dann direkt bei Kenji einen Schritt zur Seite so dass ich ihn einfach mit zog. Allzuweit weg packte ich es nicht, nur etwa 2 Kilometer weg von der Ruine dann brach ich auch schon zusammen. Es tat weh, weil ich mich gegen die Magieblockade gerichtet und sie praktisch niedergerissen hatte um durchzukommen.

King Kong wollte zu einem weiteren Schlag ansetzten, doch da verschwanden wir gerade und der Hieb traf ins Leere. Ich fing Scat auf bevor sie den Boden erreichen würde und hielt sie fest. Meine Wunden befleckten ihr weisses Gewand und ich verzog etwas mein Gesicht vor Schmerz. Wir waren nicht allzu weit gekommen, also war es nur eine Frage der Zeit, bis King Kong wieder kommen würde. “Wir müssen von hier verschwinden“, flüsterte ich und half ihr auf. Wenn sie nicht mehr gehen konnte, würde ich sie auch Notfalls tragen müssen.

Ich nickte nur schwach und stützte mich leicht auf Kenji als ich mich aufrichtete. Mir tat so ziemlich alles weh, in etwa wie wenn ich mit voller Wucht gegen eine Wand gelaufen wäre...gegen eine Wand mit harten und spitzen Ecken. Zumindest hatten wir King Kong erstmal abgehängt, er würde uns vorher erstmal suchen müssen, was eine Weile dauerte da man beim Jumpen keine Spuren hinterließ. Noch konnte ich laufen, zumindest mit ein bisschen Hilfe aber ich brauchte unbedingt eine Pause und Ruhe.

Sie war so ziemlich am Ende ihrer Kräfte und ich selber war auch nicht in einem besseren Zustand. Ich legte sie an einen Baum und deckte sie sanft mit meinem Mantel zu, auch wenn er einige Löcher hatte. Ich strich ihr kurz die Strähnen aus dem Gesicht und küsste sie auf die Stirn. “Egal was passiert, folge mir nicht. Ich werde wieder kommen“, meinte ich und blickte etwas traurig in ihre Augen. Ich hatte den Entschluss gefasst mich als Lockvogel zu präsentieren. Ich wandte mich ab und lief in Richtung der Ruine langsam davon.

Auf dem Platz stand ich wieder King Kong gegenüber. “Bringen wir zu Ende was wir angefangen haben“, schrie ich ihm entgegen und hob das Schwert.

Ich ließ zu das er mich sanft hinlegte und zudeckte, konnte ihm ja momentan doch nicht helfen und weglaufen würde auch nicht viel bringen. Schwach lächelte ich als er mich auf die Stirn küsste und mir durchs Haar strich, flüsterte: "Pass auf dich auf..." Allein sein wollte ich nicht wieder, er war mir wichtig aber er würde das bestimmt irgendwie schaffen. Jetzt konnte ich nicht mehr tun als stumm beten das es ihm gut gehen würde und warten. Still umfasste ich das Amulett von ihm und hielt es fest, konnte nicht schlafen solange er nicht wieder da war.

Die Angriffe vom Affen hatten immer noch die gleiche Intensität und ich wurde hoffnungslos an den Rand der schwebenden Insel getrieben. Mit einem letzten Schlag verlor ich das Schwert aus Hand und es landete mehrere Meter weiter weg am Boden. Ich kniete mein Haupt nieder und sagte leise, “Ist das alles was du kannst? Wie erbärmlich.“ King Kong legte kurz den Kopf schief und meinte dann, “Feufeu seien nun Matsch.“ Er erhob beide Armen, um mir den Gnadenstoss zu verpassen. Auf diese Gelegenheit hatte ich gewartet. Mit letzter Kraft trat ich ihm ins Bein und rollte mich davon. Er kam ins Stolpern und schrie vor Wut und Entsetzen, ehe er in die Tiefe stürzte. “Guten Flug“, murmelte ich und hinkte zum Schwert. Grösste Zeit um zu Scat zurück zu kehren. Es wird sicher nicht das letzte Treffen mit King Kong gewesen sein, aber auch nicht bald wieder.

Ich blieb einfach liegen, umklammerte sein Amulett und zog den Mantel enger um mich. Mir war kalt, innerlich war ich völlig ausgebrannt und brauchte dringend Ruhe aber solange Kenji nicht zurück war konnte ich mich nicht ausruhen, dafür machte ich mir zu viele Sorgen. Es war eine schlechte Idee gewesen aus einem Raum zu jumpen in dem Magie absorbiert wurde. Eine ganz schlechte.

Entkräftet schleppte ich mich langsam nach vorne und stützte mich an allem ab, was einem Halt bot. Ich zog eine leichte Blutspur und atmete schwer, doch das was mir egal. Ich hatte versprochen, dass ich zurück kehren würde und dieses Versprechen wollte ich nicht brechen. Nach einer Ewigkeit, so schien es mir, kam Scat ins Sichtfeld. Erschöpft liess ich mich neben sie fallen. Ich war zu müde um etwas zu sagen und kuschelte mich stattdessen an sie.

Ich war heilfroh als Kenji endlich ins Sichtfeld kam, wenn auch verletzt und wenigstens genauso erschöpft wie ich. Er hatte sein Versprechen gehalten und darüber war ich glücklich. Vorsichtig nahm ich ihn in den Arm, deckte leicht seinen Mantel mit über ihn und blieb einfach da. Im Moment war ich zu müde um groß irgendwas zu sagen und einfach nur froh bei ihm zu sein. Langsam dämmerte ich dann auch weg, mehr ohnmächtig als das es Schlaf war.

Ich schlummerte ebenfalls ein wenig, dabei an Scat gekuschelt. Nach einer Weile wachte ich aber auch wieder auf, obwohl ich immer noch etwas erschöpft war. Mir war Unwohl, so nahm ich zwei Schmerztabletten und auch noch eine gegen Fieber. Die Klinge vom Affen war nicht gerade eine saubere gewesen und krank wollte ich jetzt nicht werden. Mühsam befreite ich meinen  Oberkörper und begann die Wunden zu reinigen an denen sich bereits Schorf gebildet hatte. Zum Glück hatte es in der Nähe einen kleinen Fluss.

Ich schlief immer noch als Kenji aufwachte, ein paar Tabletten nahm und dann anfing seine Wunden zu versorgen. Zwar war ich nicht verletzt, abgesehen davon das mir einfach nur alles weh tat aber total ausgebrannt. Es war mir jedenfalls eine Lehre gewesen, so schnell würde ich das nicht noch mal versuchen und wenn dann nur wenn es einen wirklich guten Grund dazu gab. Ein paar Stunden später erst kam ich langsam wieder zu mir und blinzelte weil die Umgebung noch verschwommen schien.

Ich bandagierte mich und ruhte mich ein wenig aus, ehe ich mich kurz auf Futtersuche machte. Ich bewegte mich nicht allzu weit, daher war das Ergebnis eher mau, aber immer noch besser als gar nichts. Ich ass nicht viel und liess den Rest für Scat. Sie schlief immer noch, daher versorgte ich kurz ihre Hände, die sie sich aufgeschürft hatte. Damit war meine Kraft auch wieder verbraucht und ich lehnte mich erneut an Scathach und nahm sie in die Armen und streichelte sie sanft. “Wie geht’s dir? Willst du was essen oder trinken“, fragte ich, nachdem sie aufgewacht war.

"Furchtbar..." murmelte ich auf Kenjis Frage hin und lehnte mich an ihn. "In etwa so als hätte ich versucht die Chinesische Mauer durch dagegenlaufen einzureißen.." versuchte ich das Ganze zu beschreiben. Nie wieder zwanghaft gegen Magie wenden...das fällt nur auf einen selbst zurück. Leicht nickend stimmte ich zu was zu Essen, nahm mir aber selber was. Er hatte schon genug damit getan meine Hände zu versorgen und was essbares zu besorgen.

“Tut mir Leid, es gab nicht viel in der Umgebung zu holen.“, meinte ich als sie sich was zu Essen nahm und lächelte entschuldigend. “Du solltest eine Schmerztablette nehmen, damit du besser Schlafen kannst. Es ist eh schon bald dunkel.“, fügte ich noch an und schlief dann selber ein. Jetzt da Scathach aufgewacht ist, wusste ich zumindest, dass sie mir nicht wegstirbt und ich konnte beruhigt einschlafen.

"Fetzen sind besser als nichts" zitierte ich nur wieder ein Buch und folgte dann seinem Rat und nahm eine Schmerztablette. Tatsächlich wurde es schon dunkel und damit auch wieder kühler weswegen ich mich  auch dicht an Kenji kuschelte, da wir kein Feuer an hatten. Kurz vorm wieder einschlafen fragte ich mich noch was wohl aus King Kong geworden war. Das Kenji ihn umgebracht hatte konnte ich mir nicht vorstellen, aber wenn nicht würde er sicher wieder kommen...

Die Sonne des nächsten Tages schien und ich wachte langsam auf. Einmal mehr profitierte ich von meiner Magie, die mich warm hielt. Es war noch früher Morgen und etwas kühl, daher stand ich nicht auf und blieb bei Scathach liegen, um ihr nicht die Wärme zu nehmen. Wie es ihr echt heute geht? Ob sie die Nacht gut überstanden hatte?, solche Fragen schossen mir durch den Kopf, während ich die schlafende Scat betrachtete.