Waterworld

Ich schniefte nur ein bisschen und löste mich schließlich auch nur widerwillig von ihm, doch er hatte recht, mit dem Boot wären wir zu langsam. Als ich Anstalten machte, ebenfalls von Bord zu springen und Silver zu folgen, griff Mari nach meiner Hand und meinte: "Bleib hier und ruh dich aus...dein Freund wird sie schon finden..."
Ich nickte nur und ließ mich traurig auf die Bank sinken, während ich in die Richtung starrte, in die Silver verschwunden war.

Es wurde immer kälter und meine Muskeln erlahmten und ich suchte verzweifelt nach irgendwas, woran ich mich halten konnten. Ich hatte Glück im Unglück, denn nicht weit von mir schwamm ein einzelnes Holzstück im Wasser, andem ich mich nun fest hielt. Ich war so erschöpft, dass ich es fast wieder losliess, aber eben nur fast.

Ich fand Alima schließlich, wie sie an ein Holzstück geklammert auf dem Meer trieb und tauchte sofort bei ihr auf und nahm sie in den Arm. "Kleines...gehts dir gut? Du hättest rufen sollen, dann hätte ich dich schneller gefunden..ich hab dir doch erzählt das die Fische mir sagen wenn was mit dir ist.." meinte ich erleichtert darüber sie gefunden zu haben, hielt sie dann aber einfach sicher im Arm und über der Wasseroberfläche, selbst wenn ich davon schnell einen Sonnenbrand kriegen würde.

Ohne irgendetwas tun zu können starrte ich auf das Meer und hoffte, die beiden bald zu entdecken, denn Silver hatte Alima sicher schon gefunden.
Nach einer Weile fanden wir sie schließlich auch und man lenkte das Boot vorsichtig so nahe es ging an die beiden, dann half man zuerst Alima und dann Silver an Bord. Sofort eilte ich zu Alima und nahm sie in den Arm, wobei ich sie hochhob und an mich drückte. "es tut mir so Leid..", flüsterte ich leise, während ich Silver traurig ansah.

Ich erschrak plötzlich als Silver vor mir auftauchte und verlor auch prompt den Halt, jedoch nahm er mich sogleich in die Armen. Dann war ich verwirrt, weshalb nun er hier ist, denn er wollte sich doch ausruhen und ich würde alleine mit Zoey einen Ausflug machen. “Mir geht es gut, Papa. Es tut mir leid, aber ich wollte nicht mehr länger auf der Insel sein.“, meinte ich etwas kleinlaut, denn ich war ja einfach ganz alleine hier im Meer draussen. “Ich konnte nicht, ich hatte keine Kraft mehr…“, fügte ich noch etwas müde an als Beantwortung, weshalb ich nicht nach ihm gerufen hatte und ich hatte ja nicht erwartet, dass er in der Nähe war. Es ging nicht lange, da kam das Schiff von Mari in Sicht und man brachte mich an Bord, wo Zoey schon auf mich wartete. Ich schlang meine Armen um ihren Hals und entschuldigte mich ebenfalls, weil ich alleine ins Wasser ging und sie doch nicht böse sein sollte, dann war ich auch schon vor Erschöpfung eingeschlafen.

Obwohl es freundliche Menschen waren ließ ich mich nicht von ihnen anfassen sondern kletterte alleine wieder ins Boot und hockte mich dann zu den beiden. "Ist schon gut...jetzt sind wir ja wieder zusammen" beruhigte ich Zoey und strich der schlafenden Alima leicht übern Kopf. Mir ging es ja, abgesehen von einem Sonnenbrand auch gut und daran war ich schon länger gewöhnt..etwas Schatten wäre allerdings doch hilfreich.

Obwohl sie längst schlief, hielt ich sie weiter an mich gedrückt und streichelte ihr sanft über den Kopf. Während ich leise sang, sah ich Silver weiter entschuldigend an und warf auch Mari hin und wieder einen kurzen Blick zu, welche Silver noch immer fasziniert betrachtete. "Mari..ich glaube, es wäre das Beste, wenn wir nach Hause schwimmen würden.", ich wollte nicht, dass irgendwer wusste, wo wir wohnten, ansonsten würden wir wohl hin und wieder Besuch von Jägern bekommen.

Ich schlief ruhig in den Armen von Zoey, denn ich wusste nun, dass ich wieder in den Händen von meinen richtigen Eltern war. Daher kam ich nichts davon mit, was man hier an Deck nun so machte, sondern lächelte leicht im Schlaf, während Zoey leise ein Lied sang. Mari räusperte sich, ehe sie etwas verwirrt antwortete, “Aber wir können euch ohne grosse Probleme irgendwo hin bringen, auch werden wir uns um die Käufer kümmern…daher..“ Sie schaute Zoey noch einmal an und verstand dann ihre Sorge. “…natürlich könnt ihr nach Hause schwimmen, aber immer wenn ihr Hilfe braucht, könnt ihr ruhig hier vorbei kommen.“

"Ein bisschen sollten wir noch hierbleiben..bis Alima sich ausgeruht hat." meinte ich auf Zoey Vorschlag hin und schaute dann Mari mit meinen unnatürlich blauen Augen an. "Würdest du bitte aufhören mich anzustarren wie einen seltenen Fisch? Pass lieber auf das sich keine unschuldigen Wesen in euren Netzen verfangen."

"Auch wenn es schrecklich klingt, genau das ist das Ziel..Solange hier noch immer Jäger sind, ist ein Ocean hier nicht sicher, weswegen wir ihn von hier wegbringen..und entschuldige mich bitte, aber so etwas wie dich habe ich noch nie gesehen..", meinte sie freundlich lächelnd und richtete sich dann wieder an mich: "Du kannst deine Tochter unter Deck bringen, dort sind einige Betten aufgestellt." Ich nickte nur, machte aber keine Anstalten, nach unten zu gehen. Sollte wieder irgendetwas sein, so wollte ich nicht unter Deck eingesperrt sein, lieber war ich oben, wo ich leicht ins Meer fliehen konnte.
Schließlich machte ich es mir dann auch etwas bequem und legte mich auf die Bank, wobei ich Alima noch immer in den Armen hielt und sanft an mich drückte. Etwas Schlaf würde mir sicher gut gehen, außerdem sollte ich für den Rückweg auch einigermaßen ausgeschlafen sein.

Ausser das ich mich schwach an Zoey klammerte und mit halb offenem Mund schlief, machte ich nichts anderes.
“Tut mir leid wenn ich dich nochmals störe, aber mir ist eingefallen, dass wir euch ja getroffen haben. Wie kam es, dass ihr von den Jägern eigentlich geschnappt wurdet und wo habt ihr euer Schiff gelassen? Oder wurde dieses von den Jägern vernichten? Wir haben genug Schiffe gekapert, daher könnt ich ruhig eins als Entschädigung nehmen. Der Rückweg wäre dadurch sicher auch leichter, zumindest für eure Tochter schätze ich mal. Und wenn du nicht nach unten gehen willst, kann ich dir ohne weiteres eine Decke besorgen.“, meinte Mari noch, als sich Zoey offenbar dazu entschied lieber auf Deck zu sein, anstatt sich in ein Bett zu legen.

"Hier in der Gegend gibt es keine weiteren Ocean, jedenfalls keine echten und alle anderen wurden von Delphinen gewarnt und werden im Wasser alle notwendige Unterstützung kriegen. Euer Eingreifen ist nicht nötig, allenfalls an Land" erklärte ich ihr ruhig aber bestimmt. Das hier war mein Gebiet. Ich war krank gewesen, sonst hätte ich schon früher etwas dagegen unternommen das sich hier fremde Boote rumtreiben.

"Wir waren auf einer kleinen Insel..das Boot ist mir eigentlich recht egal, vorerst brauchen wir eigentlich auch keinen Ersatz, wobei es schon leichter wäre, mit Alima zu fahren, wie zu schwimmen..Danke, ich brauch keine Decke, mir ist nicht kalt..", es stimmte, das Boot war mir nicht wichtig, eher den Inhalt meiner Tasche, welche - hoffentlich - noch immer in der Hütte lag. Ohne eine weitere Antwort abzuwarten drehte ich mich wieder etwas zur Seite und schloss die Augen, dann dauerte es nicht lange, bis ich eingeschlafen war.

“Aber ihr solltet wirklich nach unten gehen…“, meinte Mari noch sanft, aber Zoey war bereits eingeschlafen. Dann wandte sie sich an Silver, “Dann ziehen wir die Netze auf eure Verantwortung wieder ein. Jedenfalls sollten sie sich ebenso erholen, sie haben einen schlimmen Sonnenbrand. Wir werden nur zurück zur Insel fahren und dort vor Anker gehen“ Mit einem Kopfnicken an jemand, der gerade die Netze bewachte, gab sie auch schon den Befehl, die Netze wieder einzuziehen. Danach ging sie auf die Brücke, um das Schiff zur Rückkehr zu bewegen.

Ich lächelte sanft als Zoey einschlief, blieb aber dennoch bei ihr sitzen. "Ja, auf meine Verantwortung. Dieses ganze Gebiet hier obliegt meiner Verantwortung. Erholen werde ich mich schon noch" antwortete ich Mari und verschwand dann auch gleich wieder ins Wasser, folgte dem Boot aber in sicherem Abstand. Zumindest benutzten sie Segel und keinen Motor um zurück zur Insel zu kommen.

Ich wachte auf, als das Boot anlegte und man den Anker warf. Gähnend stand ich auf, Alima noch immer an mich gedrückt, sodass sie ruhig weiterschlafen konnte, dann half mir einer der Männer auf die Insel. "Kann ich sonst noch etwas für euch tun?", fragte Mari leicht besorgt, doch ich schüttelte nur den Kopf. Winkend fuhren sie dann auch wieder weg und ich ging in die Hütte, wo ich Alima zuerst einmal auf das Bett legte, dann suchte ich nach meiner Tasche, welche aber unberührt noch immer an der selben Stelle stand. Schnell öffnete ich sie, doch der Gegenstand war noch immer drinnen, weswegen ich die Tasche erleichtert wieder auf den Boden stellte.
Schon dumm eigentlich, wegen solch einem eigentlich wertlosen Gegenstand extra hier her zu fahren, doch mir bedeutete er etwas und immerhin hatte Silver so genug Zeit gehabt, sich zu erholen. Behutsam legte ich mich dann wieder neben Alima und kuschelte mich an sie, ehe ich auch wieder einschlief.

Als ich aufwachte befand ich an Zoey gekuschelt, daher wandte ich mich wie Raupe, um sie aufzuwecken. “Mama, aufstehen“, meinte ich und kicherte in ihrem Armen, weil sie mich einfach nicht losliess und fest im Griff hatte und kämpfte vergebens um meine Freiheit. Wahrscheinlich wollte sie mich einfach nicht wieder loslassen ohne dass sie davon etwas mitbekommt und sich dann wieder Sorgen macht. “Ähh? Hörst du mich überhaupt?“, fragte ich und pustete ihr ins Gesicht, den was anderes konnte ich nicht machen.

Ich folgte denen bis zur Insel, wartete ab bis Zoey und Alima sicher an Land waren und behielt dann die Boote im Auge bis sie aus dem Gebiet verschwunden waren. Erst dann gönnte ich mir eine Pause am Meeresgrund wo der Sonnenbrand sich endlich erholte.

Gähnend und blinzelnd wachte ich schließlich auf und starrte Alima an, während meine Sicht langsam klarer wurde. Unbewusst tat ich, was sie wollte, denn ich lockerte meinen Griff um sie, sodass sie sich nun leicht rauswinden konnte. "Morgen Kleine..", meinte ich sanft lächelnd und richtete mich dann ebenfalls auf, wobei ich mich erst einmal kräftig streckte.

“Was machen wir heute? Ach was wolltest du eigentlich auf dieser Insel holen?“, fragte ich aufgeregt und rollte im Bett herum und ging dann zur Tasche. Ich wühlte eine Weile darin herum, aber das was ich suchte befand sich nicht darin, etwas zu essen. Dann tapste ich wieder zu Zoey und legte mich in ihren Schoss. “Und was zu essen haben wir auch nicht…“, meinte ich dann klagend und auch mein Magen protestierte.

Am Morgen wachte ich erholt wieder auf und entschloss mich zu Zoey und Alima zu gehen. Vorher fing ich allerdings mit einem provisorischen Netz allerdings noch ein paar Fische, denn Zoey holte eher selten welche und griff eher auf Früchte zurück. Die aß ich zwar auch ganz gerne, aber Fisch war mir doch lieber und Alima schadete etwas Fisch sicher auch nicht.

"Wir werden wohl nach Hause fahren.", meinte ich lächelnd und schwieg auf ihre zweite Frage hin. Lächelnd holte ich meine Tasche hervor und holte das Buch heraus, welches ich Alima in die Hand drückte. "Für dich ist es nur ein Buch, aber mir ist es viel mehr wert...", meinte ich leicht lächelnd und betrachtete das Buch.
"Lass uns mal auf Silver warten, der wird sicher bald kommen und dann essen wir alle zusammen was.", ich schlang sanft meine Arme um Alima und drückte sie an mich, während ich begann, leise ein Lied zu summen.

“Für ein Buch sind wir hierher gekommen?“, meinte ich und schlug es auf um es von innen zu betrachten. Ich konnte zwar schwimmen, rennen, reden und viele andere Sachen aber das lesen hatte mir noch niemand beigebracht, weshalb ich dessen Inhalt auch nicht verstehen konnte und statt Buchstaben eher ein seltsames Bild auf jeder Seite sah. Ich sah das Buch ratlos an und konnte nicht verstehen wie so was einen Wert besitzen konnte. Ich seufzte, legte das Buch behutsam beiseite und sank in die Armen von Zoey. “Dann sollte Papa sich beeilen oder wir werden vor Hunger noch sterben…“

Es dauerte nicht lange eh ich mit Fische zurück kam und mich lächelnd zu den beiden setzte. "Ich hab Frühstück gebracht" meinte ich als Begrüßung und strich beiden kurz übers Haar. Das man die Fische vielleicht noch braten musste war mir nicht in den Sinn gekommen, ich aß sie ja meistens eh roh.

Ich nickte nur lächelnd, irgendwie war mir ja selbst klar, dass es eben nur ein Buch war und nichts wirklich wertvolles, aber es war nun mal wichtig für mich. Schweigend strich ich meiner Tochter durch die Haare, ehe Silver hereinkam, mit ein paar Fischen in der Hand. "Danke, aber meinst du nicht, es wäre besser, wenn wir sie zuerst braten?", meinte ich leicht lachend, ehe ich Alima auf das Bett setzte und aufstand. Mit einem leichten Kuss auf die Wange nahm ich Silver die Fische aus der Hand und verschwand vorerst nach draußen, um diese zuzubereiten.