Insel Fortuna

"Und sollten wir verschüttet werden oder länger da unten bleiben brauchen wir auch was zu Essen und zu Trinken" fügte ich noch hinzu und packte ein wenig in meinen Rucksack. Auch das Küchenmesser steckte ich ein, selbst wenn es nicht die größte Waffe war so konnte ich mich damit ein bisschen verteidigen. Während wir in die Höhle runter gingen überlegte ich halb laut vor mich hin. "Ich vermute mal jumpen über kürzere Strecken kostet weniger Kraft...und wenn ich sehe wo ich hin will ists auch leichter.." Das könnte uns bestimmt noch von Nutzen sein.

“Solange du dich nicht überschätzt sollte das sicher gut gehen“, meinte ich beiläufig und wir schritten weiter voran, bis uns Felsbrocken den Weg versperrten. Vorsichtig leuchtete ich die Situation ab. “Es gibt genug spalten, dass wir durchkämmten, aber wir müssen nacheinander durchgehen, sonst gefährden wir uns selbst. Wer soll zuerst?“, erörterte ich die Lage.

"Ich schätz mal so 4-6 dürfte ich leicht hinkriegen..." Als dann Felsbrocken auftauchten schaute ich sie mir sorgfältig an, es konnte ja sein das es einsturz gefährdet war und wir ihnen besser nicht nahe kommen sollten, aber dem war anscheinend nicht so der Fall. "Geh du vor" meinte ich nur und ließ ihm den Vortritt in eine der Spalten, folgte ihm dann langsam und bedacht.

Es war auch eng genug, wenn man alleine einen Durchgang suchte. Mindest fünfmal führte ich uns in eine Sackgasse und wir mussten umkehren. Doch nach einer Weile krochen wir unter einem Stalaktit hervor. Ich hielt meine Hand entgegen um ihr aufzuhelfen. Um uns herum herrschte reines Chaos, wie das eben ist nach einem Steinschlag. “Du hast nicht zufälligerweise einen Kompass bei dir?“, scherzte ich, da ich gerade desorientiert war und nicht genau wusste, wo wir entlang gehen sollten. Und wie werden wir diese Stelle wiederfinden?

Ich war froh nach dem ganzen endlich aus diesen engen Spalten raus zu sein, nicht das ich Platzangst hatte aber auf die Dauer bekam man doch ein beklemmendes Gefühl. Von Kenji ließ ich mir gerne aufhelfen und lächelte ihn an. "Ob der uns überhaupt nützen würde? Vielleicht ist hier das Magnetfeld ja ganz anders." Allerdings wäre es wirklich besser die Stelle irgendwie zu markieren. "Wart mal kurz..." Einen Moment lang überlegte ich wie wir es am besten markieren konnten und hielt dann meine Fackel ein paar Sekunden lang dicht an die Wand bis dort ein Rußfleck entstanden war. "Das müssten wir wiederfinden" meinte ich.

Ich sah den Russfleck skeptisch an, denn das sah einfach wie jeder anderer Fleck aus. Man konnte das leicht als Dreck abtun. Ich nahm mein Schwert und ritzte ein X in den Felsen. Aufgrund der Tatsache, dass die Stelle vorher mit Russ beschmiert worden war, konnte man das Zeichen durch den Kontrast besser erkennen. “Das dürfte reichen“, sagte ich und wandte mich in irgendeine Richtung. Nach einer Weile gelangten wir an eine Stelle, wo es einen Weg gab, der hinab in die Geisterstadt führte, die teilweise verschüttet war oder wir bewegten uns auf dem neu erschaffenem Territorium, also oberhalb der Stadt. “Willst du die Gruft besuchen oder dich lieber oberhalb bewegen?“, fragte ich Scathach an der Weggabelung.

Ich nickte nachdem er noch ein Kreuz in den Felsen geritzt hatte, so würden wir es tatsächlich leichter wiederfinden können als nur mit dem Ruß. An der Weggabelung verharrten wir und ich schaute mir beide Möglichkeiten an. "Nehmen wir den unteren Weg...der ist zwar eher verschüttet aber so wie es aussieht kann er irgendwann ganz verschüttet werden und dann können wirs nicht mehr erkunden" meinte ich leicht lächelnd. Der obere Weg war neu entstanden, da konnten wir auch später noch nachschauen.

Also werden wir den unter Weg nehmen in die Stadt. Wo uns tat sich ein Irrgarten von einzelnen Gängen auf. Also mussten wir, bei jeder Kreuzung ein Zeichen hinterlassen, wobei ich mich hierbei der Pfeile bediente. Würde bei jeder Kreuzung ein X stehen, wäre das nicht sonderlich hilfreich. Wir betraten auch eingestürzte Gebäude, aber was wir fanden war nicht besonders viel. “Was glaubst du, was man hier machte?“, fragte ich Scathach und strich mit meiner Hand über eine verstaubte Steinplatte. Es kamen zwar einzelne Runen zum Vorschein, aber ich konnte sie nicht entziffern. Ich seufzte, stand auf und ging weiter. Als nächstes inspizierte ich verrostete Spitzhacken und Schaufeln. “Vielleicht haben sie was gesucht und dabei die Hydra gefunden“, sprach ich laut meinen Gedanken aus.

Ich schaute mir interessiert alles an, musterte auch die Runen ausgiebig aber sie entsprachen keinem mir bekannten Runenalphabet. "Weis nicht.." meinte ich nur auf Kenjis Frage hin. "Scheint eine ganz normale Stadt gewesen zu sein, aber ich kann nichts hier von irgendeiner Epoche zuordnen. Entweder ist es etwas völlig fremdes oder alles mögliche vermischt. Die Runen erinnern an die von Germanen und Wikingern, lassen sich aber keinem mir bekannten Alphabet zuordnen." dachte ich laut vor mich hin. "Möglich..aber wenn sie etwas gesucht haben warum dann eine unterirdische Stadt und nicht nur eine Mine? Und wenn die Hydra sie getötet hat, warum liegen dann hier nirgendwo Leichen oder zumindest Skelette? Und es sind auch nirgendwo Waffen die herumliegen..die werden sich doch nicht einfach ohne sich zu wehren haben fressen lassen.." führte ich seinen Gedankengang fort.

“Weil sie samt Rüstung und Waffen aufgefressen wurden. Die Hydra war so ausgehungert, dass sie wahrscheinlich die ganze Stadt säuberte. Was weiss ich“, meinte ich auf ihre Feststellung. Als ich einige Töpfe untersuchte, aber sich nichts in ihnen befand, räumte ich sie achtlos weg und entdeckte eine morsche Falltüre. Ich ballte meine Hand zur Faust und durchbrach das Holz samt Riegel. Ich riss die Türen auf und legte einen Gang frei. “Mal sehen, was wir dort unten finden“, sagte ich gelassen zu Scathach und stieg hinunter. Ohne dabei das Ganze zu überprüfen.

"Trotzdem müsste dann was übrig bleiben...ich hab noch nie von einem Drachen gehört der Metall vollständig verdauen kann" Hier war wirklich nichts...in den Häusern waren kaum Möbel und sowas, in den Töpfen war nichts aber es gab keinerlei Anzeichen für Flucht, Panik oder überstürzte Handlungen. Ich schaute mich noch mal kurz um und folgte dann Kenji den Gang hinunter.

“Man muss mit allem rechnen“, zitierte ich sie und musst dabei grinsen, aber das erstarrte, als eine Guillotine die Luft vor mir zerschnitt. Scheinbar hatte ich einen versteckten Mechanismus aktiviert. Ehe sich Scathach näherte warnte ich sie vor der Gefahr. Fallgitter kamen hinter mir und vor mir von der Decke und sperrten mich somit in einem Gangabschnitt ein. Diverse verborgene Klingen schnappten aus allen Ritzen der Wand und versuchten mich zu erstechen. Mühsam wich ich einigen aus und andere parierte ich. “Tu irgendwas“, schrie ich hilflos zu Scathach.

Ich wollte schon zu einer ausführlicheren Erklärung bezüglich Metall und Verdauungsmethoden ansetzen als plötzlich Guillotinen aus der Wand kamen und Kenji durch ein Gitter von mir getrennt wurde und mir zuschrie ich solle irgendwas tun. Die Dinger hörten nicht auf und drohten ihn zu erstechen, ewig würde er dem nicht ausweichen können. Kurz musste ich schlucken, der Raum den ich zum jumpen haben würde war ziemlich begrenzt und ich konnte nicht ausweichen und ihn da raus holen. Rasch erfasste ich das ungefähre Muster in dem die Klingen aus der Wand traten, passte den richtigen Moment ab und führte dann rasch meine Schrittfolge aus. Bei ihm drinnen packte ich ihn einfach und riss ihn mit mir, auch wenn wir so ein paar Kratzer abbekamen. Dann waren wir auch schon hinter dem nächsten Gitter, auch wenn ich bei dem Schritt zur Seite eins dieser Mrsser in den Oberarm bekam und sich langsam Blut auf meinem Ärmel ausbreitete.

Ich bereite mich gerade vor einer Klinge auszuweichen, da erschien Scathach neben mir. Und blickte sie verwirrt an. Wie, wo?, dachte ich, doch dann wurde ich gepackt, sie führte ihre Schrittfolge durch und wir waren auf der anderen Seite des Gitters. Ich wollte schon erleichtert ausatmen, da bemerkte ich das Blut von Scathach. “Drück die Wunde zu“, wies ich sie an, während ich ihren Rucksack abnahm. Dann nahm ich die Wasserflache und kippte ein Guss Wasser darüber, um die Stelle etwas zu reinigen. Danach verband ich die Stelle behutsam. “Mit irgendwas meinte ich nicht, du sollst dein Leben riskieren“, gab ich leise von mir und hielt immer noch ihr Arm in den Händen.

Wir waren heil hinter dem nächsten Gitter angekommen und auch nicht gleich in die nächste Falle gelaufen. Ich nickte nur als Kenji mich aufforderte die Wunde zuzudrücken und presste meine Hand drauf, wartete bis er das Verbandszeug hatte und sie versorgte. Diesmal ging es mir schon besser als nach dem letzten Mal, ich atmete nicht mal schwer und war auch kaum erschöpft. "Hät ich lieber zusehen sollen wie du aufgespießt wirst oder Zeit damit vergeuden sollen einen Mechanismus zu finden der es aufhören lässt?" konterte ich genauso leise.

“Ich bin nur ein verdammter Narr“, erwiderte ich zögernd und strich nochmals über den Verband. Ich verräumte alles wieder in Rucksack und zog ihn an. Es war nur gerecht, dass ich ihr den Rucksack abnahm. Damit sie nicht ihren Arm belasten musste. “Ich war zu leichtsinnig“, flüsterte ich und musste kurz die Tränen zurückhalten. Das war dumm von mir, so verdammt dumm.

"Und wenn du ein Narr bist hab ich dich trotzdem gern." Ich sagte nichts weiter dazu als er mir den Rucksack abnahm, wenn das sein Gewissen beruhigte sollte er es ruhig machen. Mein Arm tat nicht so weh das ich ihn nicht hätte belasten können, es war einfach nur eine etwas tiefere Schnittwunde nichts weiter. Als er dann aber offensichtlich kurz davor stand zu weinen umarmte ich ich. "Hey..es ist nicht allein deine Schuld. Ich hab genausowenig aufgepasst, dabei ist mir sowas aus Büchern nur zu gut bekannt..." versuchte ich ihn zu trösten.

“Wie glaubst du ist die Person gestorben, die ich seit 10 Jahren vermisse? Es war meine Schuld, ganz alleine meine Schuld“, murmelte ich, während ich die Umarmung erwiderte. “Ich denke wir sollten weiter. Da wir die Fallen hinter uns gebracht haben, kommt nun der Schatz“, sagte ich um auf andere Gedanken zu kommen. Wir schritten durch eine Tür. Im dahinter liegende Raum befand sich eine Truhe aus purem Gold. “Was meinst du? Sollten wir sie öffnen?“

"Nichts ist immer nur die Schuld von einem." erklärte ich und nickte nur als er meinte das wir weiter sollten. Anscheinend war das die einzige Falle gewesen, jedenfalls begegneten wir keinen weiteren. Als wir dann in einem Raum taten in dem eine goldene Truhe stand zögerte ich auf seine Frage hin. "Erstmal den Boden genau untersuchen...bei sowas kann vorkommen das Teile des Bodens plötzlich wegbrechen. Und die Truhe erst anfassen nachdem du nach irgendwelchen Mechanismen geschaut hast die Steinschläge oder ähnliches auslösen könnten...meisten werden die durch Gewichtsveränderung oder Bewegung der Truhe ausgelöst." erklärte ich.

Und ich der gerade in eine Falle geraten war, sollte den Raum untersuchen. Wenn das mal nicht Ironie des Schicksals ist. Vorsichtig trat ich den Raum ab, jederzeit bereit mich zurück zu ziehen. Ich löste jedenfalls nichts aus, was man sehen konnte. Dann war noch diese Truhe. Ich betrachtete sie und tastete sie sanft ab. “Ich kann jedenfalls nichts entdecken“, meinte ich und wartete was Scathach dazu meint.

Eigentlich hatte ich nicht erwartet das Kenji den Raum untersuchen würde, ich wollte ihm nur erklären was hier sein könnte bevor er unvorbereitet rein lief. Der Boden zumindest war sicher, ich erkannte auch keine Ritzen im Boden die später noch irgendwas auslösen könnten. Bei der Truhe würden wir schon vorsichtiger sein müssen. Ich hockte mich daneben, schaute mir den Sockel genau an und zupfte schließlich einen Faden aus meinem Mantel und zog ihn vorsichtig unter der Truhe durch. "Kein Widerstand und auch nichts sichtbares am Sockel...kann allenfalls noch Montezumas Rache oder was ähnlich erfreuliches drinne sein"
 

Ich nahm ihre letzte Bemerkung als stillschweigendes Einverständnis die Truhe zu öffnen. Sie war komplett LEER? Auf der Rückseite des Deckels stand etwas geschrieben.

Gold ist kein magnetisches Metall,
dennoch besitzt es grosse Anziehungskraft.

Gruss, die Gier

Sekunden später brachen Wassermassen in den Raum ein. Der Boden fiel in sich zusammen und wir wurden in die endlose Schwärze gespült. Als ich wieder zu mir kam, lag ich an einer Sandbank und Scathach war auch nicht weit von mir entfernt.

Kaum das wir die Truhe geöffnet und den Spruch gelesen hatten brach schon Wasser herein und wir wurden durch den einbrechenden Boden hinweg gerissen. Es dauerte nicht lange und ich wurde bewusstlos vom gegen Wände schleudern und Sauerstoffmangel. Erst als wir an einer Sandbank angespült worden waren kam ich langsam wieder zu mir und hustete Wasser aus. Ich stieß einige wüste Verwünschungen gegen Poseidon, Azteken und jegliche Art von Gewässer aus eh ich mich langsam aufrichtete und stöhnte weil mir so ziemlich jeder Knochen weh tat. Einige Flüche gegen die Erbauer dieser Stadt schlossen sich an.

Ich stand ebenfalls auf und klopfte mir den Sand von den Kleidern. Mitten im Ozean hatte man uns ausgesetzt. Missmutig schaute ich auf die 300m entfernte Insel, über die die schwebenden Felsbrocken thronten. Hier draussen herrschte ein starker Wind, sodass mein Mantel flatterte. Einige Möwen flogen über unseren Köpfen und schienen mit ihren Rufen uns auszulachen. Ich stand in der Nähe von Scathach, bis sie sich beruhigen würde.

Müde und genervt setzte ich mich einfach in den Sand, verschränkte die Arme vor mir und grummelte was davon das ich nie wieder Wasser von nahem sehen wollte. Irgendwo war auch meine Geduld mit einer Welt am Ende und so schön die Umgebung hier auch war, sie machte es einem verdammt schwer diese toll zu finden wenn an jeder Ecke Gefahren lauerten. Ich ließ mich nach hinten in den Sand fallen und schloss die Augen.