SeelenTor

Die Neue hatte einen ordentlichen Händedruck, denn ich nicht wirklich von ihr erwartet hätte. Ausserdem musste ich aufpassen, dass ihre Hände mit den fast schon klauenähnlichen Fingern mich nicht verletzten. Vermutlich hatten wir sie durch unser Auftauchen nur mehr verwirrt, als sie ohnehin schon war. “Es gibt viele Wege, die in das Innere des Felsen führen. Wie gesagt, ich habe die Höhle nicht erforscht. Damals habe ich nur das Schwert gefunden und das war…“ Ich dachte kurz darüber nach und sah mich etwas um, ehe ich mit der Hand in eine bestimmte Richtung zeigte. “...dort müsste das gewesen sein. Also, nach einem kurzen Durchgang. Aber sonst ist dort nur eine Sackgasse vorzufinden, daher probieren wir es lieber dort drüben.“ Es war eine Wendeltreppe, die weiter nach oben führte und scheinbar hat sie auch schon Vali gesehen. Dann richtete ich meinen Blick nochmals auf die Neue und zu den anderen beiden hinüber. Wie passte sie in unsere Pläne? Wir kannten nicht einmal ihren Namen, wobei sie vermutlich nur vergessen hatte sich vorzustellen, als wir einer nach dem anderen durch das Tor kamen. “Was oder Wer du bist, kannst nur du selber beantworten. Wir können nur Vermutungen machen.“, lächelte ich schwach, “Sicher ist aber, dass du wie wir drei ein Träumer bist und möglicherweise eine Begabung geerbt hast. Aber bevor du dir zu stark den Kopf darüber zerbrichst, entscheidest du dich lieber, ob du durch das Seelentor gehen willst oder uns begleitest. Und ihr zwei. Welchen weg wollt ihr nehmen? Lieber einen Gang, der uns möglicherweise tiefer nach unten bringt oder die Wendeltreppe, die ganz offensichtlich nach oben führt. Egal wo es hingeht, Licht dürften wir haben.“ Ich machte eine schnelle Bewegung mit der rechten Hand und es formte sich daraus eine kleine Kugel aus Feuer, die uns in der dunklen Grotte, wo sonst nur das gedämpfte Licht des Seelentors gab, genügend Licht spendete.

Offensichtlich war die Neue komplett geschockt oder zumindest durcheinander. Verständlich wenn man bedachte wie lang ich brauchte um mich in dieser Welt zurechzufinden. Dennoch hatte ich immer von anfang an das Gefühl gehabt hier her zugehören. Ich schloss die Augen und wandelte mit meinem Geist durch die Plattform. Vieles war mir verschlossen, dennoch spürte ich etwas. "Etwas weiter unter gibt es einen Fluss...vielleicht sollten wir zuerst dahin gehen.", überlegte ich und öffnete schließlich wieder die Augen. War ich zuvor noch recht ernst, schaute ich nun unseren Neuling lächelnd an. "Du kannst ruhig mitkommen, so ganz allein durchs Seelentor zu gehen ist doch auch nicht das Wahre oder? Wie heißt du überhaupt?", fragte ich lieblich und nahm dabei einfach ungefragt ihre Hände, lächelte und sah sie kindlich an. Seit wir aus Ramkahen fort waren, hatte sich mein Verhalten grundlegen geändert. Ich war viel fröhlicher, vermutlich, weil ich dort gesehen hatte, wie schön das Leben eines freien Träumers doch sein konnte, mal abgesehen von einigen Kleinigkeiten. Aufmerksam musterte ich die Ohren und den Schweif. "Du erinnerst mich an einen Hund oder einen Wolf. Ich durfte zwar nie Haustiere haben, aber wie ein Katzenwesen siehst du mir nicht aus.". Und wieder ungefragt streichelte ich über die flauschigen Ohren. "So weich..." Ich kicherte etwas vergnügt und ließ sie schließlich wiederlos, nur um mich wieder zu den beiden Anderen zu gesellen. "Also? Weiter nach unten?"

Welchen Weg sie nun nahmen kümmerte mich wenig, hauptsache wir gingen endlich irgendwohin. Rumstehen brachte sie nun doch keinen Schritt weiter, aber vielleicht schlug da auch einfach nur der Weltenwanderer durch – ich mochte es einfach nicht besonders lange an einem Ort zu sein. Bisher hatte ich allerdings auch keinen gefunden, der mir gut genug schien um zu bleiben… nichts was ein Zuhause ersetzen würde. Von geplantem Erkunden hielt ich auch nicht zu viel, da schloss man nur zu leicht Dinge aus weil sie unscheinbar waren und verpasste womöglich etwas. Gut im Moment wollte ich mal etwas Ruhe haben, aber deswegen musste ich ja nicht gleich  meine Art ändern. Vermutungen – sie sah eben aus wie eine typische Neko und nicht wie was anderes. „Was sie ist wird sich erst zeigen wenn sie ihre Welt entdeckt.“ Antwortete ich mit einem Schulterzucken. Natürlich war es schöner nicht allein zu sein wenn man in einer so fremden Welt landete… aber wir alle waren am Anfang allein gewesen und auch klar gekommen. Zudem hatte es sicher seinen Grund weshalb das so war. „Ich mag Hunde nicht… aber Wölfe sind ok. Die schmecken auch ganz passabel.“ Entgegnete ich mit einem Grinsen, erinnerte mich noch an mein erstes Abenteuer in Eridan. Von dem Dörrfleisch hatte ich sicher auch noch was übrig. Ne Sekunde nachdem Vali gefragt hatte ob wir nun nach unten gehen stand ich bereits an der Wendeltreppe, blickte mit funkelnden Augen zu den anderen. „Logisch. Also kommt ihr jetzt oder wollt ihr euch zu den Statuen hier gesellen?“

“Dann also weiter nach unten.“, meinte ich leicht bedrückt bei dem Gedanken, längere Zeit tief unter der Erde in Kälte zu verbringen ohne ein bisschen Tageslicht. Da gefielen mir weite offene Wüsten und heisses Wetter besser, aber dort werde ich wohl nie mehr hinkommen. Ich liess mir jedoch nicht viel anmerken und verstärkte sogar die Feuerkugel, damit wir genügend Licht hatten und sie sogar etwas Wärme abstrahlte. Die Wendeltreppe war genug gross für uns alle und als ich mich an den Rand stellte, um in der Mitte nach unten zu sehen, gähnte nur ein schwarzes Loch. Ein Funke löste sich und schwebte hinab, um dort von der Dunkelheit verschluckt zu werden. “Das geht aber weit hinab…“, stellte ich fest. Wie weit hat Vali ihren Geist ausgestreckt, um eine Wasserquelle zu finden? Die Wände waren grob zugehauener Fels. Erst nach langer Zeit wurde der Fels immer glatter und verarbeiteter, dennoch wies er keine Muster oder dergleichen auf.

Tbc: Plattform, Blue Yonder

Wir stiegen also die Treppe hinunter, während ich mich jedoch zu Suzaku gesellte. "Suzaku also? Hmm, ich denke ich nenne dich Suzu, ok? Das ist viel angenehmer auszusprechen.", erklärte ich fröhlich und legte die Hände hinter den Kopf, wobei der Hut leicht eingeklemmt wurde. Mir war aufgefallen, dass sich Scat etwas abweisend gegenüber unseres neuen Mitgliedes verhalten hatte. Sie hatte sich ja nicht einmal vorgestellt, geschweige denn freundliche Worte gewechselt. Vermutlich war Scat einfach nicht der Typ für sowas, denn bisher war sie mir nie anders aufgefallen. Zugegeben jedoch kannte ich sie ja auch nicht lange, dafür konnt sie Kenji aber vermutlich besser einschätzen. Ich hörte auf nachzugrübeln und stupste meine Gehpartnerin leicht in die Seite. "Du musst dir keine Gedanken machen. Wer hier her kommt, hat meistens einen guten Grund. Hier kannst du dir jeden Traum erfüllen, es ist wirklich viel besser als das alte Leben von vorher. Zumindest ist es bei mir so gewesen." Ich grinste sie frech an, achtete jedoch bei jeder Stufe nicht zu fallen, denn ab und an waren die Steine doch recht glitschig.

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Stimmte schon, dass ich nicht zu freundlich zu der Neuen war… aber ich kannte sie ja kaum und bei mir brauchte es sowieso Zeit um mein Vertrauen zu gewinnen. Lag einfach daran, dass ich keine guten Erfahrungen mit Menschen gemacht hatte und auch hier in der Traumwelt war ich kaum lange genug irgendwo geblieben um Freunde zu finden. Mit Kenji hatte ich mich gut verstanden – nur war er jetzt ja mit Vali zusammen und das nahm ich ihm immer noch etwas übel. Da fühlte man sich einfach wie das dritte Rad am Wagen, unwichtig und im Weg. Ob sich das besserte wenn wir länger zusammen waren würde sich erst noch zeigen müssen. „Ich muss wirklich mal rausfinden ob ich im freien Fall jumpen kann… das würde einiges leichter machen.“ Murmelte ich mehr zu mir selbst, ein faszinierendes Glänzen in den Augen. Es wäre sicher gefährlich das rauszufinden, aber irgendwann in Zukunft würde das sicher helfen. Wäre vielleicht sogar fast wie fliegen
 

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