Es war ein ziemlich kühler Herbst Morgen, die Sonne stand tief und ein leichter Nebelschwaden behinderte die Sicht. Das Haus meiner Familie stand in einer Seitenstraße, ganz in der Nähe des Nikolai-Platzes. Von hier waren es grade einmal zwanzig Minuten mit dem Bus zur Universität. Doch seit jenem Vorfall, hatte ich jede Motivation verloren auch nur eine weitere Minute mit meinem Studium zu verbringen. Die Uhr schlug neun und ich hockte immer noch in meinem Zimmer, hatte Kopfhörer auf, die mit meinem Smartphone verbunden waren. Laute Musik beschallte mein Ohr, unsere Musik, nur das es kein wir mehr gab. Seufzend und schwerfällig kam ich auf die Beine, stolperte aus dem Zimmer heraus. Die Wohnung war leer, meine Eltern arbeiteten bis in den Abend und wenn sie wüssten, dass ich wieder blau machte, hätten sie mir sicher die Leviten gelesen. Aber da auch Sven nicht im Haus war, hatte ich wohl nichts zu befürchten.
Zunächst gönnte ich mir eine heiße Dusche, ließ mir reichlich Zeit dabei, weshalb es bereits zehn Uhr vormittags war, ehe ich mit einem leichten Frühstück im Magen und warm eingekleidet, das Haus verließ. Froh darüber an einen Schal gedacht zu haben, lief ich mit dem Smartphone in der Hand die Straße hinunter. Hier kannte ich viele Orte wo ich ungestört sein konnte, wollte nicht zufällig von Bekannten gefunden werden. Nicht dass ich überhaupt Freunde hätte ... seit dem Unfall und der Auflösung der Band interessierte sich kein Schwein mehr für mich. Alles Heucheleien, und ich hatte es auf die harte Tour lernen müssen. Aber egal wie gespielt es war...irgendwo hatte es mir ja gefallen.
Mein Weg führte mich zum städtischen Park. Um die Uhrzeit gab es hier eigentlich nur einige Rentner, die ihren morgendlichen Spaziergang machten. Ansonsten war es ruhig, besonders wenn man wie ich abseits der Wege unterwegs war und sich dann auf eine erhöhte Position begab, von wo aus man eine gute Aussicht auf den Svartån -der Fluss der Örebro in zwei Hälften teilte - genießen konnte. Dieser Ort war etwas magisches für mich und oft verbrachte ich Stunden, einfach nur auf einem Stein zu sitzen, Musik zu hören und die Landschaft anzustarren, bis ich entweder völlig durchgefroren war oder ich nach Hause musste, um nicht allzu viel Verdacht zu erregen. Doch heute war irgendwas anders - es war nur ein Gefühl, vielleicht auch einfach nur das ungemütliche Wetter, als es plötzlich anfing kräftig zu regnen. Vor Schreck die Hände hochnehmend, vergass ich ganz, dass ich ja mein Handy in der Hand hielt, welches nun im hohen Bogen Richtung Boden flog. Danach greifend hechtete ich hinterher, stellte mich bereits auf eine harte Landung ein, doch sie blieb aus. Stattdessen...wurde mir schwarz vor Augen.
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